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CORONARY – Sinbad

~ 2021 (Cruz Del Sur Music) – Stil: Heavy Metal ~


CORONARY sind Fortschrittsverweigerer. Die Finnen sind Traditionalisten. Gegründet 2017 von Gitarrist Aku Kytölä, der seit den Achtzigerjahren in der heimischen Band PRESTIGE zum Thrash bangt, und Schlagzeuger Pate Vuorio, der bei den finnischen Punk-Thrashern RYTMIHÄIRIÖ zockt, entstand aus der gemeinsamen Vorliebe für die Musik der Siebziger- und Achtzigerjahre CORONARY. Das Line-up wurde letztlich mit Leadsänger Olli Kärki (ex-RUINSIDE), dem zweiten Gitarristen Jukka Holm (ex-STEEP) und Bassist Jarkko Aaltonen (KORPIKLAANI) komplettiert.

2018 ließen CORONARY in Form eines Drei-Song-Kassetten-Demos den ersten Testballon steigen, der umgehend die Aufmerksamkeit des Undergrounds weckte. „Gates Of Hell Records“, ein Unterlabel von „Cruz Del Sur Music“, nutzte daraufhin diese drei Songs für einen weiteren Testlauf, eine Split-LP mit TRAVELER.

2021 ist die Zeit reif für das Debüt von  CORONARY. ´Sinbad´ erscheint mit zehn Kompositionen, inklusive der drei bekannten Demo-Kompositionen, auf „Cruz Del Sur Music“.

 

 

CORONARY zeigen sich auf ´Sinbad´ eine Dreiviertelstunde lang in den Kutten einer waschechten Achtzigerjahre Metal-Kapelle. Das Quintett ist äußerst verspielt in der Metal-Melodie-Führung, offenbart aber gleichfalls seine Wurzeln im Hardrock der Siebzigerjahre sowie der NWoBHM aus der sich anschließenden Dekadenwende.

Der Opener ´Sinbad´ tönt sogleich wie eine SCORPIONS-QUIET RIOT-Mischung aus den Boxen. Letzterer Vergleich vor allem aufgrund des Gesangs von Olli Kärki, der seine leicht angeraute Hardrock-Stimme einbringt. Ein kleiner orientalischer Geist haucht dem äußerst lebendigen Sound um das Schlagzeug herum mittendrin frische Ideen ein, bis die „Sirens are calling“. Anschließend beginnt das flottere ´Firewings´ nahezu wie JUDAS PRIESTs ´Rapid Fire´, doch das dürfte den 80s Aficionado nicht weiter stören, darf er schließlich im weiteren Verlauf des gesamten Werkes mit seinen Kumpels im Keller zum gepflegten Schoppen ein Rätselraten beginnen, welcher Song bei jedem Einzelnen welche Erinnerungen an welche Musik weckt. SAXON und ACCEPT dürften in diesem Zusammenhang garantiert fallen.

´The Hammer´ ist sodann zumindest ein weiterer Midtempo-Kracher, der die Schönheit von Olli Kärkis Gesangsorgan besonders gut in Szene setzt. Nunmehr geht es Schlag auf Schlag. CORONARY legen den Schalter in der Jukebox endgültig um: mit dem ´Bullet Train´ („High speeding wheels in the air, 200 miles you know where, I´ll be your Super Express, I want your love and your… sex.“), dem Bumerang-Song ´Reflector´ („Are you ready to rock, are you ready to roll, don´t you ever forget what you’re made of, whatever you do and whatever you shoot, it will come back at you like a boomerang.“), der Apokalypse von ´Mestengo´ („The apocalypse on wheels, you wounded my heart, nothing heals, the apocalypse on wheels, now I just wanna, I just wanna, I just wanna be free.“) und dem ´Burnout´, dem ´Fight St. 666´, der Halbballade ´I Can Feel This Love´ – 100%iges Metal-Echtgefühl – sowie dem Donner des Mini-Doom ´Wonders Of The World´ im Endspurt.

Fortschritt? Nein danke. It’s the eighties – es ist die Gegenwart.

(8 Punkte)

https://www.facebook.com/coronaryfin/

https://coronaryfin.bandcamp.com/album/sinbad


(VÖ: 19.02.2021)