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MILLENIUM – The Sin

~ 2020 (Lynx Music/Just For Kicks) – Stil: Neo Prog ~


Die 1999 in Krakau gegründeten MILLENIUM sind ein erlesener Vertreter ihres Landes innerhalb des Neo Prog, ganz in der Tradition von COLLAGE, BELIEVE oder SATELLITE. Daher dürfen sie selbstverständlich als Neo Prog klassifiziert werden, obwohl sie nicht 100% nach all den klassischen Vorbildern tönen, angefangen von MARILLION zu ARENA und SHADOWLAND.

Auf ihrem neusten Werk ´The Sin´ widmen sich MILLENIUM in sieben Kompositionen den sieben Todsünden. Die sieben Todsünden sind Vergehen der extrem folgenschweren und gravierenden Art. Sie werden auch als himmelschreiende Sünden bezeichnet und sind gegenüber weniger schlimmen Sünden klar abgegrenzt. Die Todsünden entsprießen angeblich den bösen Charaktereigenschaften einer Person. Der dazu aufgeführte Prog Rock ist eher kontemplativ, aber jederzeit rockig und mitnehmend gestaltet. Die Melodien der Refrains hätten sogar in klassischen Poprock-Stücken der Achtzigerjahre auftauchen können, ohne den Neo Prog, wie bisweilen andernorts, mit Pop zu verwässern.

In dieser Reihenfolge widmen sich MILLENIUM den Todsünden: Das sechsminütige ´Pride´ (Superbia, Hochmut – Stolz, Eitelkeit, Übermut) eröffnet in klassischer Neo Prog-Manier das Album. Das sich anschließende ´Lust´ (Luxuria, Wollust – Ausschweifung, Genusssucht, Begehren, Unkeuschheit) besitzt diesen poprockigen Charakter im Refrain.

Erstmals Ohrwurm-verdächtig gibt sich ´Wrath´ (Ira, Zorn – Jähzorn, Wut, Rachsucht). Dem schließt sich ebenbürtig, mit Flöte und von seinem Naturell her getragener, ´Gluttony´ (Gula, Völlerei – Gefräßigkeit, Maßlosigkeit, Unmäßigkeit, Selbstsucht) an. Die warmen Keyboards der Seventies holt das achtminütige ´Sloth´ (Acedia, Faulheit – Feigheit, Ignoranz, Überdruss, Trägheit des Herzens) nochmals heraus. Zudem bringt ein großes Gitarrensolo das Neo Prog-Herz in Wallung. Bei ´Greed´ (Avaritia, Geiz – Habgier, Habsucht) darf sich an gleicher Stelle noch ein Keyboard-Solo anschließen. Schmachtend beendet ´Envy ´ (Invidia, Neid – Eifersucht, Missgunst) in zehn Minuten das Werk.

Egal, ob zur Buße und Reue oder zur Fortführung der frivolen Laster- und Frevelhaftigkeit, für eingeschworene Neo Progger ist ´The Sin´ geradezu ein Muss.

(8 Punkte)

https://www.facebook.com/millenium.progrock/