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LEVIATHAN – Words Waging War

~ 2020 (Stonefellowship Recordings) – Stil: Prog Metal ~


Die ewige Progressive Metal-Hoffnung LEVIATHAN taucht neuerlich auf. 1989 in Colorado von Ronnie Skeen, Steve Fugate und Tom Braden gegründet, schließen sich jenen schnell Ty Tammeus und James Escobedo an. Später werden wir Tom Braden und Ty Tammeus bei einer anderen Underground-Größe, ARTIZAN, antreffen. Steve Fugate wird jedoch bereits vor der ersten 1991er EP durch John Lutzow ersetzt, der das Ozeanungeheuer bis heute durch alle Meere steuert. Die zweite Full-Length-Veröffentlichung bei einem Major (´Riddles Questions Peotry & Outrage´, 1996) bringt hernach längst nicht den Durchbruch, sondern vielmehr einen Rückschritt und nach einem weiteren Album die abermalige Auflösung der Formation.

Seit über einer Dekade bewegt sich der LEVIATHAN dennoch weiter durch alle Irrungen und Wirrungen. Die neueste Veröffentlichung ´Words Waging War´ schließt mithin völlig nahtlos zu seinen Vorgängern ´Beholden To Nothing, Braver Since Then´ (2014) und ´Can´t Be Seen By Looking: Blurring The Lines, Clouding The Truth´ (2018) an. Von 1996 an sowie dem 2010er Comeback steht Bassist Derek Blake treu an der Seite von Gitarrist/Keyboarder John Lutzow. Inklusive dem 2018er Werk besingt Rafael Gazal (Yiannis Tziallas, PLAGUE AND THE DECAY) bereits das zweite Album von LEVIATHAN.

 

 

Früher gab John Lutzow die Devise aus, immer willensstark die Kraft zu finden und weiterzugehen (2014) und richtete sodann seinen direkten Blick auf das Elend, die Gier und Korruption des staatlichen Systems (2018) – Themen, die zwei Jahre später nicht aktueller sein könnten. Das World Wide Web oder WWW – besser im Sinne von John Lutzow ´Words Waging War´ genannt – sah er einst als wundervolle und informative Austauschform der Menschheit, mittlerweile sieht er es jedoch als Plattform für Hass und Feindseligkeit. Ausführungen in Form von Sprech- bzw. Erzählsequenzen sind daher abermals zu Beginn oder am Ende der Songs vereinzelt zu vernehmen, die zuletzt auch gewohnten Zwischenstücke zeigen sich heutzutage in zwei echten Instrumentalstücken.

Der Opener ´Compromised By Need´ offenbart sofort die Technik, in der Prog Metal zu gefallen weiß. Lange Verzögerungen bis zur Klimax, durch eine, sich steigernde Bridge und den sich anschließenden Refrain, setzen den klassischen Standard für einen Thinking Man’s Metal, der seit den Neunzigerjahren nicht altert. Selbst in seiner abgehackten Rhythmik lässt er sich nicht beirren, allzeit diese vollkommene Ruhe auszustrahlen, scheint dies schließlich das Geheimnis von LEVIATHAN zu sein.

Gemächlich, aber kraftvoll im Rhythmus wandert ebenso ´Ambitious Stones Overturned´ durch eine der schönsten Tonfolgen. Alles tönt so leicht und unbeschwert, als könnte jeder ähnliches ausführen. Doch gerade in dieser scheinbaren Schlichtheit zeigt sich eine gewisse Eingängigkeit des Prog Metal und letztlich seine Königsdisziplin. Auch ´Who I’m Supposed To Be?´ schenkt klare Klänge zum Schwingen aus, wenn sich das Hauptaugenmerk auf die Rhythmik senkt und wie leichte Breakkost mundet.

Den knackigsten und melodischsten Ohrwurm liefert ´Picture Perfect´, aber auch ´Ten To The Twelfth´ muss als weiteres Highlight diesen erwähnten hinzugerechnet werden, obwohl bei den insgesamt 13 Kompositionen die zweite Hälfte gegenüber der ersten hörbar abfällt. Erwähnenswert sind allerdings unbedingt noch die beiden letzten Lieder, ´Cast A Long Shadow´ sowie das finale Instrumental ´A Legacy Not Yet Defined´, die John Lutzow als musikalische Briefe seinem Sohn Levi widmet, damit dieser sich das Wissen und die Erfahrung seines Vaters aneignet und solche Hinweise für ein friedvolles und glückliches Leben beherzigt. Eifert ihm in dieser Haltung doch einfach nach!

(8,5 Punkte)

 

 

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