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WITCHWOOD – Before The Winter

~ 2020 (Jolly Roger) – Stil: Classic Hard Rock ~


Mitternacht im Hexenwald und du denkst bei den ersten Synthieklängen erstmal an uralte Horrorszenarien – doch davon später mehr, denn der gute, alte URIAH HEEP tanzt mit JETHROs Flöte durch’s Unterholz zu Klängen von den alten, in Stein gehauenen Meistern Richie, dem Lord John und seinen Gefährten. Während in Villarriba noch darüber sinniert wird, wieviel DEEP auf der neuen PURPLE ohne die beiden klassischen Duellgegner tatsächlich ist, hat sich Villabajo (dt.: Villabacho) schon tief im WITCHWOOD heimisch gemacht und singt im Chor: Speaker, Speaker vor der Wand – wer spielt bei seinem Retro-Rock die geilste TULL-Flöte im ganzen Land?

Wie auch schon auf dem 2015er Debut zucken die klassisch-stählernen Seventies-Hardrock-Muskeln kraftvoll weiter und der Anblick des eigenen Spiegelbildes zeigt unser Antlitz in der einstigen Anmut der goldenen Vergangenheit. Wunderbare Orgel-, Klavier- und Keyboardklänge räkeln sich zu tanz- und bangbaren Rhythmen, der Bass tobt sich im Hintergrund aus und immer wieder übernehmen Flöte und Gitarre die Führung. Eine ganz eigene Note schlägt die leicht an THE ALAN PARSONS PROJECT erinnernde Ballade ´A Crimson Moon´ an und ein wenig LED ZEPPELIN kommt mit ´Hesperus´ ins leidenschaftlich glühende Feuer, in dessen Schein ebenso der Spirit von CAMEL durch herrliche Gitarren- und Flötensoli lodert.

 

 

Doch die eigentlichen Sensationen schillern noch farbenfroher. Zum Einen unter der unbarmherzigen Prairiesonne mit akustischer Gitarre und Frauenstimme im Hintergrund (´Nasrid´) fast als Hommage an den großen Ennio Morricone. Zum Anderen gibt es ein Wiederhören mit der großen Kunst von MOODY BLUES als auch einen Ausflug in die goldenen Jahre des Italo Horrors mit unheilvollen Synthies beim Jahrhundertsong ´Slow Colours Of Shade´ nebst frühen Prog-und Symphonic-Rock Einsprengsel. Alter GOBLIN, ist das geil – wie schreibt man solche Lieder? Indem man es als Italiener einfach im Blut hat, die BUTTERED BACON BISCUITS irgendwann im Kaffee oder einfach so aufgelöst hat und in den WITCHWOOD umsiedelte und mittlerweile schon den dritten Longplayer seit 2015 aus dem fruchtbaren Waldboden stampft.

Wer macht denn auf einmal alle Mädels wuschig? A-ha, der ´Crazy Little Lover´ lässt den LED ZEPPELIN abermals überm WITCHWOOD kreisen und zeigt, wo die Blaupause für den coolen Sleaze unserer seligen Hairsprayfraktion herkam. Das T. REX-Cover ´Child Star´ als Bonustrack beschließt würdig eine rundum gelungene Reise in eine unwiederbringbare Zeit…glücklicherweise zu erleben mit dem besonderen Flair von Musik wie dieser.

Goodbye, JETHRO HEEP und ihr PURP-LEDnen Saurier, es war schön mit euch und ich werde bis zum Ende treu bleiben, aber die Zukunft ist gerettet – dank WITCHWOOD.

 

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