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ARMED CLOUD – Torque

~ 2020 (MEY Productions) – Stil: Modern Prog Metal ~


„Make it or break it“ – ist eine einsame Regel des Musikbusiness, die dem dritten Album einer Gruppe eine enorm hohe Bürde auferlegt. ARMED CLOUD veröffentlichen in diesen Tagen ihren dritten Output und dachten sich einfach: „Break it!“ Die Niederländer widersetzen sich jeder Erwartungshaltung und präsentieren ein Werk nach eigenem Gusto. Die noch auf dem Debüt zu findenden Einflüsse des Prog Rock lassen sie hinter sich, indem sie in Erwin Hermsens Studio „Toneshed“, dem sich ansonsten nur die Härtesten der Gilde anvertrauen, ein mächtiges und natürlich live klingendes Metal-Werk aufs Band brachten. Aus der Idee, eine EP mit drei Songs aufzunehmen, ergab sich eine echte Full-Length-Scheibe, selbst wenn sich diese erst mit einem Intro und zwei Instrumental-Songs auf eine klassische LP-Länge ausdehnt.

 

 

Wie eine Propellermaschine für den Heimgebrauch röhren die analogen Synthesizer des Intros ´Torque´ aus den Boxen, ehe sich Gitarrist Kay Bouten, der Wouter van de Veen ersetzt, erstmals mit einem eigenen Stück präsentieren kann. Doch bevor seine fetten Riffs in ihrem Soundkleid erschallen, treibt Keyboarder/Hauptsongwriter Remco van der Veen in ´Heat Of Darkness´ die Tasten durch die Wolkenzonen von MUSE. So eindeutig wie in der Eröffnung werden die Synthesizer jedoch im weiteren Verlauf nicht mehr nach den einstigen Alternative Rock-Helden tönen. ARMED CLOUD setzen ihr Augenmerk auf krachende Gitarrenriffs und umhüllende Keyboard-Schleier, die sich 2020 nicht mehr so sehr nach einem Nachfahre von ELEGY und THE BARSTOOL PHILOSOPHERS entpuppen, sondern in diesem Falle nach einem von den frühen ELDRITCH mit MUSE im Handgepäck.

Die ´Big Bang Theory´ zeigt sich zwirbelnder in ihrer Darstellung, harte Gitarren treffen hierbei ausnahmsweise auf einen Gesang von Daan Dekker in der alten Tradition der Hardrock-Schule. Mit wedelnden Tasten- und Saiteneinlagen zeigt das Quintett, dass es auch metallene Landschaften und Atmosphäre aufbauen kann. Zur Zerstreuung bietet hernach das Instrumental ´Torque II´ spacige Keyboards und rhythmische Percussion-Einlagen sowie in hart rockender Manier ein weiteres instrumentales Stück namens ´Cloud Overture´ in doppelter Länge.

 

 

Der Übergang aus der kurzen Instrumental-Schlacht erfolgt umgehend zum Highlight des Werkes. ´Under The Horizon´ mundet in bekannter Bandtradition, mit analogen Synthesizern, einem melodisch reibenden Gesang von Daan Dekker sowie einer epischen Himmelhochjauchzen-Glücklichmacher-Stimmung. „Where do we go from here“, ist dabei nicht nur die große Frage des Universums, sondern gleichsam die von ARMED CLOUD im Rahmen ihres Konzeptes über die aktuelle Gesellschaft, die sich in gegenseitigem Hass und anscheinend unüberbrückbaren Meinungsdifferenzen, geschmückt von Fake-News, zerreibt.

Die ansonsten epische Rock–Nummer ´Wound In My Heart´ verfällt sodann bisweilen sogar in einen funky Groove. Das bislang längste Stück der Gruppe, ´Awaiting The Sound Of The Chimes´ sonnt sich dreizehn Minuten im Glanze des Finales, zeigt nochmals das Rhythmus-Bollwerk, bestehend aus Bassist Boris Suvee und Schlagzeuger Rico Noijen, sowie einen orientalisch angehauchten Melodienauswurf aus den Händen von Kay Bouten und Remco van der Veen.

(Big 8 Points)

https://www.armedcloud.net/album/torque

https://armedcloud.bandcamp.com/album/torque-pre-order

https://www.facebook.com/armedcloud


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(VÖ: 28.11.2020)