MeilensteineVergessene Juwelen

SATYRICON – Now, Diabolical

~ 2006 (Roadrunner Records) – Stil: Black Metal/Heavy Metal ~


Ich bin ja jetzt nicht unbedingt der Black Metal-Experte. Und ich weiß, dass SATYRICON spätestens mit ihrem Opern-Ausflug 2015, aber auch schon früher bei manchen als „Black Metal-Schlagersänger oder -verräter“ gelten.

Das ist mir letztendlich egal, mein Glaube an gehörnte Luzifer und Ähnliches ist stark begrenzt. Mit  Black Metal konnte ich ehrlich gesagt früher auch wenig anfangen. Entweder waren die Produktionen für mich zu unterirdisch (die bekannte „Dash-Trommel“) oder die Gesänge nur schwer zu ertragen, wenn sie Richtung Wiener Knabenchor gingen. Mit ein paar Black Metal-Bands habe ich mich aber angefreundet und von SATYRICON bin ich regelmäßig begeistert – selbst bis zum letzten Album ´Deep Calleth Upon Deep´. Die Frühwerke sind schon sehr stark. Mit ´Nemesis Divina´ (´Mother North´) begann für manche Puristen schon der Ausverkauf. Ich bewundere das Album, auch den völlig empathiefreien Aggro-Nachfolger ´Rebel Extravaganza´. Aber ´Now, Diabolical´ ist für mich die Krönung. Eher wenig Black Metal-Chaos gepaart mit großartigen Riffs in purer Metal-Tradition von Riff-Göttern wie SLAYER und Artverwandten.

Was macht SATYRICON und speziell dieses Album so besonders? Nun Satyr (Sigurd Wonraven, ja ja wieder Künstlernamen) hat einfach eine gewaltige Stimme, kein Piepsen und hohes Krächzen, sondern tiefer brutaler Gesang, der es mit jeder Konkurrenz aufnimmt und absolut zur instrumentalen Performance passt. Die Riffs und die Produktion gigantisch, klar und powervoll brutal. Mit Frost (Kjetil-Vidar Haraldstad), dem einzigen zweiten festen Bandmitglied, gibt es einen Drummer, der technisch genial ist und mit seiner federnden Leichtigkeit die schnellsten Breaks spielt. Schon das alleine ist eine Show.

Auf ´Now Diabolical´ sind die ersten fünf Stücke einfach metallische Überflieger. Der Titelsong ´Now, Diabolical´ zu Beginn weist den Weg. Kurzes Intro, dann schneidende Riffs, grandiose Breaks und dieser abgrundtiefe Gesang und die Schlagzeugarbeit. ´King´ ist klassischer Metal mit gigantischem Riff und Kommerzattitüde. Dann – nach meiner bescheidenen Einschätzung – einer der besten Metal-Songs des aktuellen Jahrtausends ´The Pentagram Burns´. Das Lied hat alle harten Metal-Stilrichtungen in sich aufgesaugt und ist von morbider Schönheit. Es gibt wenig Songs, die ich gleich noch ein zweites oder drittes Mal anhören MUSS. Exzellent. ´A New Enemy´ führt das hohe Niveau weiter, schräge Uptempo-Black Metal-Läufe gepaart mit Power Riffs und leichten Gothic-Sprengseln. ´The Rite Of Our Cross´ führt in Doom-Bereiche. Die nächsten beiden Songs sind dann eher etwas schwächer. Das achtminütige ´To The Mountains´ holt noch einmal die schwarzen Sterne auf die Erde runter (nein, natürlich aus der Erde hoch).

Mit den Texten habe ich mich nicht so befasst. Ist gutes Metal-Zeugs: „Burn The World“, „Power From Hell“ oder „Rise my friend – march to war“ heißt es so schön in ´The Pentragram Burns´. Ist mir nicht so wichtig, passt gut zum düsteren und brutalen Erscheinungsbild. Entscheidend ist das musikalisch Gehörte. Und das ist in seinem Bereich fast konkurrenzlos.

Nach ´Now, Diabolical´ haben SATYRICON schon etwas abgebaut, aber schlecht sind sie nie. Denn: der Gesang, die Gitarrenarbeit, der „Frostige“ Drumsound, die Produktion. Einfach zu stark, um zu schwächeln. So und jetzt werden wir alle ein drei Viertel Stündchen diabolisch.