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LAZARUS DREAM – Alive

2020 (Pride & Joy Music) – Stil: Hard & Heavy Rock


Na, wann fandet ihr Hard & Heavy zuletzt so richtig aufregend? So mit geilem Sänger, fetten Chören und gitarrentechnischen Kabinettstückchen, die weit über dem Durchschnitt liegen und stilistisch an diverse eurer Heroes der goldenen Jahrzehnte erinnern? Stop! Zu lange überlegt, startet lieber gleich frisch geduscht durch mit LAZARUS DREAM.

Ja, sie sind wahrlich „alive“. Es ist ein Album der Rückkehrer. Ein Comeback-Album zum einen für Sänger Carsten „Lizard“ Schulz, den die Meisten hauptsächlich von DOMAIN, EVIDENCE ONE und einem kurzen Gastspiel bei den legendären SANVOISEN her kennen dürften und zum anderen für Markus Pfeffer, einem begnadeten Gitarristen und Songwriter, der seit frühester Jugend hart an sich gearbeitet hat, dem aber der große Erfolg nach vielversprechenden Zeiten über die Jahre verwehrt blieb, obwohl seine Soloaktivitäten als auch sein Wirken zuletzt bei WINTERLAND und KARMA in der Topqualitätsliga des deutschsprachigen Rock eine deutliche Spur hinterlassen haben.

Nun hat er sich zur Freude vieler Wegbegleiter wieder auf seine Anfänge und das Fieber – welches eindeutig immer noch in seiner Seele und seinen Fingern brennt – besonnen und ein Hard & Heavy Rock-Album mit metallischer Power auf meisterhaftem Niveau mit Herzblut herausgeschwitzt. Mit Carsten hat er dazu am Mikro einen ebenbürtigen Meister gefunden, der den instrumental bereits ausgefeilten Songs seinen unverkennbaren Stempel aufgedrückt. Diesem dynamischen Duo gelang es somit unter Mithilfe von Markus Kullmann (u.a. SINNER, VOODOO CIRCLE, HARTMANN) an den Drums und weiteren Gästen ein Weltklassealbum aus dem Off zu stampfen.

 

 

Besonders bei den Siebenminütern ´Dawn Of Time´ und der progressiven Metalwalze ´Fleshburn´, die mich ein wenig an die mächtige Power der einstigen niederländischen Vorzeigeband VENGEANCE (der ein gewisser Arjen Anthony Lucassen entsprang) und ihr ´Arabia´ erinnert, spürt man dass Markus den Großteil der Songs als Rohdiamanten so komponiert hat, dass sie als Instrumentalstücke für sich hätten stehen können, denn es kommt keine Minute Langeweile auf und doch konnte Carsten sie durch seine hervorragenden Gesangslinien und Chöre (die geilsten seit LEATHERWOLF) zu den Juwelen schleifen, die sie im Endeffekt geworden sind.

Die Hooks und Licks von ´House Of Cards´, ´Desert Mind´ oder dem mächtig groovenden ´Hotel Overload´ gehen beispielsweise direkt ins Ohr und können nur noch durch die Lizardleistung auf ein neues Level gehoben werden. ´Wings Of An Eagle´ entfaltet seine Schwingen zu einem atmosphärisch-gleitenden Stampfer, der Carstens Stimme auf die höchsten Berggipfel trägt und an VICTORY at their best erinnert. Auch Axel Rudi (PELL) und Johnny Gioelli (HARDLINE) müssten hier und da anerkennend heimlich in Gitarrenhals und Mikro beißen. Die Verbeugungen vor DOKKEN hören auf die Titel ´Can’t Take My Soul Away´, ´Don’t Blame Me´ und ´Days Of Darkness And Rain´ und lassen eine Gedenkträne die Wange herunterrollen, wenn man zu sinnieren anfängt, wie dieses einstige Flaggschiff heute klingen könnte, wenn man sich wie STRYPER über die Jahre am Riemen gerissen hätte…aber lassen wir das. Danke für diese Lieder, LAZARUS DREAM!

Der Metaller kommt keinesfalls zu kurz, was Riffmonster wie ´The Healing Echoes´ oder Dampf ablassen im Uptempo mit ´Steam´ untermauern. Natürlich darf ein wenig Gefühl und Schwelgen in Herz-Schmerz-Melodien nicht fehlen, dafür steht ´Visions And Sins´ mit seinen sphärischen Sounds. Die vielseitigen Ausnahmekapriolen an der Gitarrenfront gestalten sich über die Albenlänge stilistisch derart variantenreich und sind so flüssig in die Songs eingebettet, dass nicht einmal Solomuffel mit den Augen rollen dürften und der Rest der Gemeinde sowie auch die Musikerpolizei genießt…und schweigt.

Hard & Heavy Heart – was willst du mehr? Leider war Musik in Talern ausgedrückt noch nie so wenig wert wie heute, was den Ertrag für den Künstler betrifft, obwohl die Kreativität und Skills der Musiker in allen Stilbereichen stetig steigt. Ihr habt es in der Hand, den Künstlern zu zeigen, dass sich der betriebene Aufwand wenigstens für die Fans lohnt, deshalb gilt nur eines: ´Listen´!

 

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