PlattenkritikenPressfrisch

MIDAS – Demo Tapes

~ 2020 (Dying Victims Productions) – Stil: Proto Heavy Metal ~


Aus Detroit Rock City tauchen MIDAS mit einem derzeit gar nicht so verloren geglaubten harten Sound der Siebzigerjahren auf, der hernach in den Achtzigerjahren im Heavy Metal aufging. Wer also von der Gegenwart gelangweilt, von den gefeierten Hochglanzseiten-Helden angeödet ist, findet sein musikalisches Seelenheil in diesem Quartett. MIDAS sind schließlich keine langweilige Retro-Kapelle, die die Vergangenheit verklärend aufspielt, sie tönen wie die Vergangenheit im Hier und Jetzt, wild und unaufhaltbar, und versetzen die Zeitleiste des Übergangs von den 70s zu den 80s in die Gegenwart.

Oftmals sacken jedoch bei solchen juvenilen Kompositionen die Songs an sich ab. Nicht bei MIDAS, die ungestüm nicht einen Hauch der Vorhersehbarkeit zeigen. Natürlich leugnen sie nicht die Einflüsse von JUDAS PRIEST, der SCORPIONS oder selbstverständlich THIN LIZZY, aber daraus erwächst noch nicht der Kult. Attraktiv werden MIDAS bei der rastlosen und schnellen Darbietung ihrer Melodien auf schweren Stahlsaiten, wenn sie im Eröffnungssong ´Clash Of Steel´ aus aktueller Sichtweise wie eine Mischung aus HIGH SPIRITS und SLOUGH FEG im Sound von KISS‘ viertem Album ´Destroyer´ klingen. Es ist kein Zufall, dass dort die Eröffnungsnummer ´Detroit Rock City´ heißt.

 

 

Obwohl bei vorliegendem Werk, das ´Demo Tapes´ betitelt ist, weil es sich schlicht um die Bündelung der ersten beiden Demo-Veröffentlichungen von MIDAS aus dem Jahre 2019 handelt, ´Solid Gold Heavy Metal´ mit vier Songs und ´Still Hungry´ mit weiteren vier Liedern, noch nicht die Rede vom eigentlichen Debüt von MIDAS ist, erreichen die Detroiter Proto-Metaller mühelos das Niveau regulärer LP-Veröffentlichungen dieser Tage. Daher war es für „Dying Victims Productions“ naheliegend, diese glänzende Kompilation beider Demos angemessen auf Vinyl und CD zu veröffentlichen.

Als Anspielaufforderung können alle acht Songs dienen, insbesondere sollten aber ´Blackened Blade´ und ´Street Knights´ in die Auswahl mit einbezogen werden. Denn gerade bei diesen Liedern oder auch bei ´Gauntlet´ ist es immer wieder ein Genuss zu lauschen, wie MIDAS fortwährend die Gitarrensaiten wahrlich zum Singen und Qualmen bringen. Und der raue Gesang von Joe Kupiec verleiht der Musik das letzte fehlende Quäntchen Authentizität, trällert er etwa in ´White Lightning´ so eindrucksvoll, als wäre Lemmy animiert worden, aufgewärmt mit einer Flasche Whisky und einem Schluck warmen Tee, richtig zu singen.

(8 Punkte)

 

https://www.facebook.com/MidasDetroit/

https://midasbanddetroit.bandcamp.com/album/demo-tapes

MIDAS – Lineup:

Anthony Franchina – Bass
Breck Crandell – Drums
Casey O’Ryan – Gitarre
Joe Kupiec – Gesang, Gitarre