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BORIS – Absolutego

~ 1996/2020 (Third Man Records) – Stil: Doom/Drone ~


BORIS sind eine Band mit einem gewaltigen Back-Katalog an Alben und sie wechseln dabei die Genres in nahezu beliebiger Weise. Dabei scheint ihr Debütwerk mittlerweile in der Hektik all ihrer weniger inspirierten Veröffentlichungen schon beinahe in Vergessenheit geraten zu sein. Die drei Japaner starteten in den 90ern als die schmutzigsten, rauesten, raffiniertesten und abstoßendsten Drone- und Doom-Verehrer, und sie zollten den Vorläufern des Genres, EARTH und den MELVINS, bereits hierauf ihren gebührenden Respekt.

Dabei besteht `Absolutego` aus nur einem einzigen Song, der mehr als eine Stunde lang spannungsgeladen draufloswabert – und er beginnt mit riesigen Rückkopplungen und einem stark verzerrten Bass, und was danach folgt ist eine weitere monolithische Übung in Sachen Doom & Drone par excellence. Nach ungefähr 25 Minuten setzen schließlich die Vocals ein, gewalttätig und hart und sie bewegen sich irgendwo zwischen höheren, GRIEF-artigen Schreien und doomigen Tiefen hin und her. Die schweren Drones setzen sich zwar weiter fort, aber das Schlagzeug und der Gesang verblassen zunehmend. Das wird so lange fortgesetzt, bis nur noch Abschnitte mit verzögerter Rückkopplung zu hören sind und die ständigen Wiederholungen fließen wie in hypnotischer Trance, obwohl sie immer noch verdammt kratzig und aggressiv daherkommen.

Die Japaner hatten im Laufe ihrer Karriere zweifellos einige recht fragwürdige Veröffentlichungen, aber der gesamte Mittelteil dieses Albums definiert geradezu auf eindringliche Weise, wonach das Drone-/Doom-Genre zu streben hat.

Das Album ist insgesamt unglaublich gut strukturiert, mit zahlreichen langsamen Aufbauten und teilweise sogar wirbelndem Ambiente. Der Gitarrenton ist für ein Drone-/Doom-Album relativ dünn und bei weitem nicht so erdrückend wie etwa bei SUNN O))) und fühlt sich im Vergleich zu anderen Genre-Vertretern geradezu leicht und luftig an.

BORIS wirken auf ihrem Debüt dadurch weder höhlenartig noch klaustrophobisch, sondern geben den Instrumenten auch immerfort genügend Raum zum Atmen. Ein sehr organisches Gefühl, und nicht ein einziges Mal fühlt sich dieses Album synthetisch oder gar mechanisch an. Für ein Erstlingswerk, gerade aus heutiger Sicht betrachtet, nach wie vor überaus wertvoll.

(8 Punkte)

www.facebook.com/borisheavyrocks


(VÖ: 13.11.2020)