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WOBBLER – Dwellers Of The Deep

~ 2020 (Karisma Records) – Stil: Prog Rock ~


 

 

Da sind sie wieder: die WOBBLER, die einzigartigen Norweger, die 2020 klingen als wäre die Dekadenwende von den Sechzigerjahren zu den Siebzigerjahren gerade erst erfolgt. Frische vier Songs auf einer klassischen Dreiviertelstunde, die niemals retrogresk tönen, die frisch aus dem Wasser springen, die frisch geschlüpft unter der Sonne über die Wiese hüpfen. Die Engel singen, die Vögel tirilieren, oder ist es Andreas Wettergreen Strømman Prestmo am Mikrofon? Der mehrstimmige Gesang funktioniert am richtigen Ort und zur richtigen Zeit gleichsam legendenbildend. Die Tonfolgen besitzen Dynamik, um selbst die aus dem 70s Prog Rock bekannten Ruhemomente in einem siedenden, überquellenden Vulkan emporströmen zu lassen. Bisweilen wühlt die Rhythmik so sehr im Jam-Dickicht der 60s. Bisweilen ist der Hörer so nah an der lebendigen Musik dran. Die Kompositionen besitzen Dramatik und Seelenruhe zugleich, sie lassen das Feuer lodern, und laden zugleich zum Versinken ein. Niederknien erwünscht. Vierzehn Minuten liegen wir ´By The Banks´, wollen es schneller, im achtminütigen ´Five Rooms´ erleben, ohne den finalen PINK FLOYD-Schwof zu verpassen. Überhaupt kennt die Musik natürlich GENTLE GIANT und KING CRIMSON, aber wie auf den vier Alben zuvor ganz sicher YES, ohne unverschämt zu werden. Menschliche Emotionen und ein Kampf der Psyche bergen die Reisen der Erinnerung, zwischen Licht und Schatten. Da darf für vier Minuten auch einmal nur die Akustikgitarre zum Gesang von ´Naiad Dreams´ ertönen, denn im abschließenden, neunzehnminütigen ´Merry Macabre´ wird der WOBBLER wieder wild, feurig wie die stürmischen Siebzigerjahre. Völlig WOBBLER’ordinär.

(9 Punkte)

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(VÖ: 23.10.2020)