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BILL CALLAHAN – Gold Record

~ 2020 (Drag City) – Stil: Singer-Songwriter ~


Eine Gold-Scheibe, keine Hit-Sammlung vergangener Zeiten, sondern Bill Callahans neueste Kompositionen in komprimierter Form, halb so lang wie sein Vorgänger, dennoch eine echte ´Gold Record´.

Bill Callahan schlüpft in die Rollen seines Lebens: Als Brautpaar-Postillion begrüßt er seine Gäste in ´Pigeons´ mit: „Hello, I’m Johnny Cash“. Er ist der ´Cowboy´ im Fernsehen, der nur „Whisky, Wasser, Tortillas und Bohnen sowie einmal pro Woche Büffelfleisch“ braucht. Er covert sich selbst, indem er die Textzeilen „Let’s start a … Let’s have a…“ des Songs ´Let’s Move To The Country´ aus dem SMOG-Album ´Knock Knock´ endlich seinem Lebenslauf entsprechend updated: „Let’s start a family. Let’s have a baby. Or maybe two.“ Und zudem bekennt er seine Faszination hinsichtlich des Gesamtwerkes von ´Ry Cooder´ und huldigt ihm mit einem Song, um zuletzt die Essenz aller Erzählungen in ´As I Wander´ wie einen traurigen Spaghetti-Western darzulegen, die einsame Trompete im Hintergrund ertönend.

Daneben singt Bill Callahan aber auch weitere, auf das Nötigste reduzierte sowie fantastische Songs, etwa ´Another Song´ oder ´35´ mit seiner kurz aufflammenden, schönen Melodie, die ihm vielleicht beim Liebäugeln mit seinem lange hinter ihm liegenden Lebensalter einfiel, sowie das herausstechende ´The Mackenzies´ über ein Ehepaar, das Callahan vor 30 Jahren tatsächlich einen Dodge-Minivan verkauft hat. In all diesen Rollen und Erzählungen ist von einem introvertierten Bill Callahan nichts zu sehen. Und den langweiligen ´Protest Song´-Schreibern dieser Tage, den kleinen Jungs, die besser aufhören sollten, ruft er sarkastisch hinterher: „I protest his protest song, I protest his protest song, I’d vote for Satan, if he said it was wrong.“

(8 Punkte)