MeilensteineVergessene Juwelen

WILD HORSES – Stand Your Ground

~ 1981 (EMI) – Stil: Hard Rock / Metal ~


Nach der ersten Platte, die nicht euphorisch aufgenommen wurde, aber eine gute Grundlage für die Band bildete, gab es bereits den ersten Besetzungswechsel. Neil Carter, der abends nach den Konzerten lieber ins Hotel ging und nicht wie die Kollegen Jimmy Bain und Brian Robertson saufend durch die Bars zog, verließ die Band. Mit John Lockton wurde schnell ein Ersatz gefunden, Clive Edwards bediente nach wie vor das Schlagzeug.

Waren auf dem Frontcover des Debüts noch alle vier Musiker abgebildet, setzten sich jetzt die Hauptprotagonisten Bain und Robertson in Szene. Sie blieben auch die bestimmenden Elemente von ´Stand Your Ground´. Ich mag das Album mindestens genauso gerne wie das Debüt. Die Produktion von Kit Woolven war etwas druckvoller, wenn auch steriler (Brian Robertson war nicht zufrieden). Es fehlte dafür etwas der jugendliche Charme der ersten Veröffentlichung.

´Stand Your Ground´ war etwas härter und metallischer als der Vorgänger, das wird schon mit dem dynamischen Opener ´I’ll Give You Love´ deutlich. Mit dem Titelstück, dem hervorragenden ´The Axe´ (erinnert ein bisschen an JUDAS PRIEST), dem verschachtelten ´In The City´ oder ´Stake Out´ (das Riff hätte auch AC/DC gemocht) kommt man schon etwas in gemäßigtes metallisches Fahrwasser ohne die britischen Hard Rock-Wurzeln zu verleugnen und ganz zur NWoBHM umzuschwenken. Nun zumindest Robertson war auch erst 25 Jahre alt und damit in der gleichen Generation wie viele der neuen britischen Metaller. ´Stake Out´, ´In The City´ und das Todesstrafe-Drama ´Miami Justice´ hatten wieder vorsichtige sozialkritische Textanklänge. Schlecht ist wirklich kein Song, auch nicht das herzliche ´Precious´.

 

 

Jimmy Bain hatte stark an seinem Gesang gearbeitet, der aber nach wie vor etwas eindimensional war, vielleicht wäre ein richtiger Shouter doch besser gewesen, wie zumindest Brian Robertson ex-post anmerkte. Zumindest gab es gesanglich einen gewissen Wiedererkennungswert. Hauptattraktion blieb selbstverständlich Brian Robertsons edle und angriffslustige Gitarrenarbeit. In jedem Song gab es seine impulsiven schnellen Läufe, oft mit dem charakteristischen Wah-Wah-Effekt veredelt. Davon bekomme zumindest ich nie genug!

Für mich waren WILD HORSES eine interessante und spannende Band und ´Stand Your Ground´ lege ich immer noch gerne auf. Auf den CD-Versionen gibt es Bonustitel (wie die Single ´The Rapist´ / ´The Kid´).

Letztendlich funktionierte das Ganze aber nicht sehr reibungslos, Jimmy Bain und Brian Robertson waren sich schnell nicht mehr „grün“ und Robertson flüchtete an einem anderen perfekten Tag zu Lemmy und Phil „Animal“ Taylor. Auch Jimmy Bain, der zunächst vergeblich die Band weiterführen wollte, landetet dann bei DIO. Schade eigentlich (aber natürlich nicht wegen MOTÖRHEAD und DIO).