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SCOPE – Scope II

~ 1975/2020 (Sireena Records/Broken Silence) – Stil: Fusion/JazzRock ~


Aus der einstigen Jugend-Combo wurde 1972 die ernstzunehmende Jazzrock-Band SCOPE. Rik Elings (Keyboard/Piano), Henk Zomer (Schlagzeug), Rens Nieuwland (Gitarre) und Erik Raayman (Bass) nahmen 1973 ihr Debüt ´Scope´ auf. Doch nach der Veröffentlichung 1974 gab es bereits einschneidende Veränderungen. Erik Raayman verließ die Band, wurde jedoch nicht am Bass ersetzt. Denn zeitgleich bot der berühmte Rob Franken seinen Einstieg an. Da der Organist/Pianist bereits eine Legende war, auf über 400 Schallplatten vertreten ist und seine professionelle Karriere als Begleitung des Gesangsduos Esther & Abi Ofarim begann, konnten sie diese Offerte nicht ablehnen, so dass Multi-Instrumentalist Rik Elings zwar künftig auch Keyboards spielte, aber offiziell die Bass-Position einnahm.

SCOPE waren weiterhin rastlos, überwiegend in den Niederlanden und Deutschland unterwegs, beispielsweise im „Grünspan“ in Hamburg oder dem „Jazz House“ in Bremen. Für Rens Nieuwland indes war die Formation mittlerweile neben seinem Physik-Studium mehr als ein Hobby. Um ´Scope II´ aufzunehmen, gingen sie abermals mit Produzent Jochen Peterson und Executing Producer Hans Tonino ins „Studio Maschen“ in Hamburg. Rob Franken war sehr virtuos und brachte mit seinem ARP Odyssey-Synthesizer und dem Sound seines Fender Rhodes-Piano einen neuen Klang in die Band, ganz gleich ob Rens Nieuwland und Rik Elings die Kompositionen beisteuerten.

Generell schlugen SCOPE zur richtigen Zeit in der Szene auf, Fusion und Jazrrock lagen voll im Trend – und mit ´Scope II´ suhlten sie sich köstlich in Funk und Fusion Music. Leider konnten die erwarteten Verkaufszahlen nicht mithalten.

A posteriori: Henk Zomer wurde bald ein sehr gefragter Musiker, bei Jan Akkerman oder Chris Hinze, und verließ die Gruppe. Ebenso Rob Franken. Rik Elings wechselte wieder an die Keyboards und Roland Zeldenrust (Schlagzeug) und Cees Essers (Bass) stießen als neue Bandmitglieder hinzu. Aber das Besetzungskarussell drehte sich weiter, ehe sogar Rik Elings zur Beendigung seines Musik-Studiums SCOPE verließ. Rens Nieuwland glaubte weiter an die Band und baute „SCOPE III“ auf, erneut mit Rob Franken. Als sie eines Tages im Studio waren, um Werbejingles zu produzieren, nutzten sie die Gelegenheit, ein drittes Album aufzunehmen. Nur die Plattenfirma hatte kein Interesse, da sie annahm, dass SCOPE nicht einmal 10.000 Einheiten absetzen würden. Letztlich fielen die Aufnahmen einem Studiobrand zum Opfer. Rens Nieuwland veröffentlichte seine eigenen, noch vorhandenen Kopien digital unter SCOPE III – ´Fusion Extreme´ – Bootleg. Das war das Ende.

Rob Franken starb 1983, Henk Zomer ist ein Freelance-Dummer bei Benjamin Herman und Chet Baker etc., Erik Raayman ein Lehrer und Session-Musiker. Rik Elings ist Musik-Professor am Konservatorium in Amsterdam und Zwolle und Komponist/Arrangeur für Orchester, Rens Nieuwland wurde Arrangeur für Big Bands und Orchester, war bei der ORF Big Band und spielte Tourneen mit den SUPREMES und Gloria Gaynor.

Für Fusion-/Funk-/Jazz-Rocker adäquat.