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BYFIST – In The End

~ 2020 (Pure Steel Records) – Stil: US Metal ~


BYFIST sind so dermaßen old school, dass sie sogar eine MySpace-Seite unterhalten. Dabei ist die US-amerikanische Formation noch weit älter als gegenwärtige Social Media-Plattformen. Die Texaner aus San Antonio hatten bereits Ende der klassischen Achtzigerjahre, zwischen 1987 und 1991, ein erstes Leben, in dem sie aber auch nur eine Single, eine EP und Demos veröffentlichen konnten. Zu einem Plattendeal hat es erst Dekaden später gereicht.

Zwanzig Jahre lang haben BYFIST für ihr erstes Full-Length-Scheibchen gebraucht, seit ihrer Wiederauferstehung zu Beginn dieses Jahrhunderts. Jetzt erscheint ihr Debüt ´In The End´ über „Pure Steel Records“. Und es ist das Vermächtnis von Davey Lee, der 2010 verstarb. Gemeinsam mit Nacho Vara hatte er BYFIST einst aus der Taufe gehoben und bis zu seinem Tode an die Band geglaubt. Davey Lee kam von SABRE SABATAZH, Nacho Vara spielte zuvor bei SÈANCE.

Die zweite BYFIST EP ´Adrenalin´ aus dem Jahre 1999 wurde sogar von David Wayne (METAL CHURCH, REVEREND) produziert, doch erst 2008 schafften es BYFIST mit der Kompilation der beiden EPs und Single, etwas Vorzeigbares (´Preserving The Past´) herauszubringen.

Da die beiden Gitarristen Lee und Vara zudem vor knapp 15 Jahren zusammen bei REVEREND spielten, in der Zeit als Michael Lance den verstorbenen David Wayne ersetzen sollte, ist es nicht verwunderlich, dass nun ehemalige REVEREND-Songs unter dem Banner von BYFIST erscheinen. Nahezu alle Kompositionen von ´In The End´ gehen auf das für 2006/2007 anvisierte, aber nie veröffentlichte REVEREND-Werk zurück.

Mit diesen Gedanken im Hinterkopf zeigen sich natürlich im Laufe von ´In The End´ mehr als einmal offensichtliche Parallelen zu METAL CHURCH und insbesondere zu REVEREND. Mit Sänger Raul „Daiblo“ Garcia hat Nacho Vara bereits seit über fünf Jahren den passenden Sänger engagiert und mit Ernie B. einen weiteren Gitarristen. Schlagzeuger Scott Palmer (WITCHES MARK) und Bassist Stony Grantham (SHADOWKEEP) sind immerhin ebenfalls seit vier Jahren involviert.

Der Opener ´Universal Metal´ klingt als Ode an den Heavy Metal so wie er betitelt ist und berauscht umgehend alle Seilschaften von JUDAS PRIEST bis HAMMERFALL. Der Titeltrack ´In The End´ belegt hingegen, dass BYFIST aus Texas kommen. Der Klang von zeitgemäßen HELSTAR schiebt sich zwischen IRON MAIDENeske Gitarrenläufe. Raul „Daiblo“ Garcia liefert neben dem heroischen Gesang auch die hohen Schreie. Bei den Screams muss King Diamond noch lang nicht Angst und Bange werden, Sean Peck schon eher. Sobald jedoch bei ´Unconscious Suicide´ der Gedanke aufkommt, die Songs würden langsam zu vorhersehbar, kommen sie mit ´Guaranteed Death´ um die Ecke.

Ein ganz heißes Eisen haben BYFIST obendrein mit dem epischen Monster ´With This Needle I Thee Wed´ im Feuer, das den letzten, von David Wayne verfassten Songtext und die Zeile „I’m feeling beaten by a ton of bricks“ enthält. Beachtenswert ist außerdem ein ´Ship Of Illusion´, das vor das Power-Riffing einen ruhigen Vorspann setzt, und ein mit Shouts und Screams durchsetztes `Epitaph´. Der Höhepunkt findet sich letztlich am Ende. Die mörderische Halbballade ´Scattered Wits´ überstrahlt den Rest nicht allein, da sie dermaßen nach REVEREND tönt, sondern weil sie, als Pille geschluckt, plötzlich all ihre Stacheln in die Organwände rammt.

(8 Punkte)

https://www.facebook.com/BYFIST/

http://www.byfist.com/


(VÖ: 25. 09.2020)