~ 2020 (20 Buck Spin) – Stil: Funeral Doom ~
Alle, die denken, das Leben sei nichts weiteres als ein dunkler, viskoser Strom in einer äußerst kalten und gefühlslosen Welt, werden sich im Kosmos von ATRAMENTUS zweifelsohne besonders wohl fühlen. Der französisch-kanadische Fünfer aus Longueuil in der Provinz Quebec scheint jedenfalls die perfekte Formel gefunden zu haben, Schwärze und Untergang in einen beispiellos bedrückenden, abgrundtief wabernden Klang zu verwandeln.
´Stygian´ ist das Debütalbum der Band und es reiht sich nahtlos ein in die weitumspannende Tradition anderer Funeral-Doom-Experten wie etwa EVOKEN, AHAB oder ESOTERIC – wie ein erster trostloser und gefrorener Schritt in die bevorstehenden Herbstmonate, die sich dann langsam in einen grausamen Winter verwandeln. Vom ersten Moment an erfordern die dicken Riffs – unterstrichen von einem besonders trägen und gleichzeitig starken Beat – eine gleichmäßige körperliche Aufmerksamkeit. Die Schwere ist tatsächlich gerade körperlich, während sich die Dunkelheit um einen herum zunehmend entfaltet und die gesamte Atmosphäre sich wie eiskalte Winde aus einem Totenreich anfühlt.
ATRAMENTUS schleichen sich über das gesamte Album hinweg jedenfalls durchaus gekonnt durch die schattige und kalte Atmosphäre und sind mit dem obligatorischen Begräbniszauberbuch bestens vertraut. Es gibt nur zwei lange Epen sowie ein Zwischenspiel, das die anderen beiden Teile gekonnt miteinander verbindet. ´Stygian II: In Ageless Slumber (As I Dream in the Doleful Embrace of the Howling Black Winds)´ bildet dabei eine wunderbare Brücke zwischen den beiden wesentlichen Buchstützen. Das Interludium ist wunderschön verführerisch und seltsam kraftvoll, bevor das Schlussstück das Grab schließlich mit seinen 23 Minuten an gottverdammten Elend endgültig versiegelt. ´Stygian III: Perennial Voyage´ versteht es dabei den dunklen Sound mit der verheerenden Atmosphäre neuerer Black-Metal-Bands in Einklang zu bringen und entzündet einen monströsen Monolithen an völliger Schwärze.
In Anbetracht der Tatsache, dass ´Stygian´ das Debütalbum einer Band ist, die bis dato buchstäblich ein leeres Blatt Papier gewesen ist, liefern ATRAMENTUS eine mehr als ordentliche Leistung ab. Mit ihrem Sound treffen sie jedenfalls auf nahezu alle Zylinder und man bekommt dabei das Gefühl, dass die Kanadier ihre Wurzeln tief genug schätzen, um auch immer wieder Hinweise auf die klassischen Vergleichs-Acts durchzulassen. Der Soundtrack zu einem sonnenlosen und unsterblichen Dasein in einer gottlosen Welt.
(7,5 Punkte)
www.facebook.com/AtramentusDoom
(VÖ: 21.08.2020)
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