MeilensteineVergessene Juwelen

MADISON – Diamond Mistress

~ 1984 (Victor Talking Machine Company) – Stil: Melodic Metal ~


Nicht nur die Geliebte ist ein Diamant, nein, auch dieses Album. Keine spektakuläre, aber eine sehr starke Veröffentlichung, die den schwedischen Metal klassischer melodischer Prägung ideal verkörpert und auch heute noch voller Freude konsumiert werden kann.

Der wichtigste Pluspunkt ist das sehr gute Songwriting. Dazu kommt handwerkliches Geschick und ein Sänger, der für diese Art von Musik prädestiniert ist.

Schon mit dem ersten und besten Song des Albums ´Lay Down Your Arms´ wird ein starker Refrain in den musikalischen Teil des Gehirns eingebrannt, der einen nicht so schnell mehr verlässt. Und dazu ein sympathischer Text, der nicht den „Kalten Krieg“ behandelt, wie ich einst dachte, sondern von „außerirdischen Invasoren“ geprägt ist. Mit dem Titelstück und dem schleppenden ´Squealer´ sind weitere kraftvolle Stücke vorhanden. Klar, es gibt auch ein paar „Mitläufer-Titel“ wie ´Don’t Look Around´ oder ´Sneaker´. Sehr empfehlenswert ist aber auch das Angebot an relativ klischeefreien Balladen: ´Pictures Return´ (wäre auch bei den frühen SCORPIONS top gewesen) oder ´Changes´ sind hier zu nennen. Wirklich schöne Titel, die auch dem vielzitierten Zahn der Zeit standgehalten haben und deutlich stärker als die üblichen Metal-Balladen sind.

Auf jeden Fall waren hier talentierte Musiker am Werke: Leadsänger Göran Edman hat eine klare, starke, melodische Stimmer und tingelte nach MADISON noch durch manche andere Band. Mit Peter Fredricksson, der auch ab und zu die Double Bass Drum malträtierte und dem offensiven Conny Sundqvist am Bass eine talentierte Rhythmus-Gruppe und mit Dan Stomberg (übernahm auch die effektiv eingesetzten Keyboards) und Anders Karlsson ein starkes Gitarrenduo bei den Riffs und Soli. Leider verlieren sich die Spuren der Musiker wieder schnell. Deshalb habe ich sie hier genannt. Auch die saubere Produktion passt sich dem allgemein hohen Niveau an ohne wie viele zeitgenössische Produktionen zu glattgebügelt zu klingen.

Leider veröffentlichten die fünf sympathischen Skandinavier nur ein – eher schwächeres – Nachfolgewerk (Titel wie ´Hotel Party´ und fette Chöre sprechen leider für sich selbst und Balletschühchen auf dem Cover locken den Durchschnittsmetaller jetzt auch nicht hinter dem oft genannten Ofen vor). Sie waren keine Glam-Truppe, dafür war viel zu viel Substanz und zu wenig Glitter vorhanden. Für die beginnende Speed- und Thrash-Bewegung waren sie aber natürlich ein Leichtgewicht, da auch die zweite Platte eher kommerzieller ausgerichtet war. Und schon war man Geschichte. Für diese Art von Musik gab es Mitte der 80er nur einen überschaubaren Markt. Und über 50 DM für die Japan Erstpressung auf CD wollte auch nicht jeder ausgeben. Aber ich – und natürlich habe ich den Obi – wie immer – gleich weggeschmissen. Bis heute ist das Werk fast nur in wenigen alten Vinyl-Versionen und diversen teuren Japan-CD-Versionen erhältlich.

´Diamond Mistress´ wird in der melodischen metallischen Galerie Skandinaviens aber immer eine wichtige Position behalten wie beispielsweise auch ´Knights Of The New Thunder´ der damals noch recht harten Norweger TNT, auch wenn andere, weniger talentierte Landsmänner für weitaus mehr Aufmerksamkeit sorgten. Ein feines Album.