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NINA – Synthian

~ 2020 (Aztec Records) – Stil: Synth-Pop ~


Da uns KRISTINE bereits seit längerem vernachlässigt, widmen wir uns derzeit lieber der neuen Queen-of-Synthwave: NINA. Die gebürtige Berlinerin mit Wohnsitz in London werkelt bereits seit fast einer Dekade mit Laura Fares (auch als LAU bekannt) an Songs, die der Synthwelt im Laufe der vergangenen drei Jahrzehnten nicht eingefallen sind. Die Produzentin, Musikerin, Labelbesitzerin und Songwriterin LAU unterstützt NINA dabei in allen Belangen. Nach dem 2018er Debüt ´Sleepwalking´ erscheint auch der Nachfolger auf ihrem Label „Aztec Records“. Die Songs von ´Synthian´ komponierten LAU und NINA gemeinsam mit TILL WILD, Ricky Smith und Richard Phillips. LAU, die NINA liebevoll ihre Schlagzeugerin nennt, ist zwar auch zu hören, doch im Mittelpunkt steht selbstredend NINA und ihre Stimme.

 

NINA, bürgerlich Nina Boldt, offeriert abermals nostalgischen Synthwave, der gleichermaßen den Pop und die Elektronik der Achtzigerjahre gar nicht so sehr modernisieren mag. Die Kompositionen sollen vielmehr alle Emotionen aus diesen längst vergangenen 80s wiedererwecken und jüngere Menschen wie NINA selbst, die erst 1983 geboren ist, für diese Klänge begeistern. NINA wurde schließlich auch einst durch den Motion-Picture „Drive“ von den Klängen und der Ästhetik verzaubert, weit weniger von KAVINSKY als von ELECTRIC YOUTH und THE CHROMATICS.

Neben Support-Shows für die Synth-Popper ERASURE kann NINA bislang auch die Verwendung ihrer Songs in Funk und TV sowie in Werbefilmen als Erfolg verbuchen. Und ein Produzententeam aus den ominösen Oscillian und TILL WILD, sowie Richard X (ERASURE, GOLDFRAPP, PET SHOP BOYS, NEW ORDER) und Ricky Wilde (Bruder von Kim Wilde) kann auch nicht jeder Künstler vorweisen.

 

 

Die Liebesbezeugung zum Synthesizer heißt 2020 ´Synthian´ und eröffnet das Werk mit einer, dieses bereits umschreibenden Hymne. Den Euro-Dance-Hit für die Synthwave-Tanzflächen-Kids hat NINA mit ´Automatic Call´ im Gepäck. Watteweicher Synthwave samt coolem Background-Gesang darf in ´The Calm Before The Storm´ beklatscht werden. Noch mehr Power-Pop bieten ´Unnoticed´ und ´Love Is Blind´ auf. Wie 80s-Pop-Rock, nur ohne Gitarren. Weit mehr Elektronik, aber auch reichlich Melodie zeigt ´The Wire´, die kraftvolle und perfekte Verschmelzung aus Mensch und Maschine.

Ein von Menschenhand, von Frank Mead gespieltes Saxofon startet sein Solo zu Beginn von ´Never Enough´, derweil die Synthesizer unentwegt pulsierend pochen. Die puren Achtzigerjahre-Klänge von ´Runaway´ purzeln dagegen wie anno 1983 aus dem Radio, die Arbeit von Mit-Autor und Co-Produzent Ricky Wilde scheint unverkennbar. Retro-Freunde werden den Song vergöttern. Die Ricky Wilde-Oscillian-Produktion von ´Gave Up On Us´ will dagegen die Nostalgie nicht ganz so sehr zur Schau tragen. Die große Showbühne, der epische Auftritt in ´The Distance´ beendet letztlich in aller Sanftheit rund 37 Minuten, die bei der „Deluxe-Edition“ nochmals als Instrumental-Versionen in gleicher Abfolge digital zu hören sind. Glitzer, glitzer.

(8 Punkte)

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https://ninasounduk.bandcamp.com/album/synthian-deluxe-edition

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