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KARI RUESLÅTTEN – Sørgekåpe

~ 2020 (Spindelsinn) – Stil: Folkrock ~


Die Metal-Gemeinde ist für jeden Künstler eine unablässig treue und scheinbar untrennbare Gefolgschaft. Metal-Hörer sind schlichtweg anhänglicher und lassen äußerst selten von ihrer Zuneigung zu ihnen liebgewonnenen Musikern ab. So erwirbt der langjährige Anhänger auch im Falle der mittlerweile 46-jährigen Sängerin Kari Rueslåtten deren aktuell achtes bzw. neuntes Solo-Album, zählt man die ´Demo Recordings´ mit, neuerlich als Vinyl.

Der hartmetallische Ruhm von Kari Rueslåtten beruht jedoch allein auf den wenigen Jahren, die sie zwischen 1992 und 1994 mit THE 3RD AND THE MORTAL verbrachte. Und im Gegensatz zu jenen Tagen voller experimenteller und dunkel-metallischer Töne agiert sie seither vielmehr im Folk-Rock.

´Sørgekåpe´ ist das vierte Album in Folge, seit Kari Rueslåtten 2013 ihr Comeback antrat und ihre zwischenzeitliche Auszeit für beendet erklärte. Es ist obendrein das erste seit dem 1997er Solo-Debüt ´Spindelsinn´, das sie auf Norwegisch besingt, und erinnert somit in vielen Momenten an das frühe Schaffen der Künstlerin. Es ist ein ruhiges und selten auch poppiges Werk geworden.

Die Eröffnungsschönheit ´Sørgekåpe´ beginnt mit Akustikgitarre und Klavier sanft wie der Morgentau. Das einzige mit Gitarrist Jostein Ansnes komponierte Lied klingt in der Leichtigkeit des Gesangs bisweilen wie die Melodienfolgen einer Doro Pesch-Ballade. Doch der norwegische Sprachschatz führt den Hörer selbstredend in andere Welten. Besonders der Folk-Ansatz der Gitarrensaiten brennt sich ein. Selbst ´Månen Lyser Ned´ kommt eher schwermütig und verhalten daher. Sozusagen Nordic Folkpop. Wenn Pop, dann könnten die CRANBERRIES einen Vergleichsansatz liefern. In der Leichtigkeit von ´Savn´ gewissermaßen zeitlos.

´Når Mørket Faller´ ist sodann noch dunkler, mit wenigen Streichern ausgestattet und lässt Kari zum Songausklang klagend singen. Ebenso melancholisch erscheint ´Blind´ am Klavier bzw. an der Akustikgitarre mit einem Hauch von Anja Plaschg. Dagegen tritt ´Svever´ feucht fröhlich auf. Das flotte Stück gibt sogar Alternative Rock- und Americana-Seiten von sich preis. Und ´Alt Brenner Nå´ ist tatsächlich Hit-verdächtig.

Als weitere Komposition geht ´Øye For Øye´ aus sich heraus und wird in all der trüben Finsternis geradezu laut. Den sägenden, epischen Abschluss setzt ´Storefjell´ mit old-school-Prog-Tastenklang unter viel zu kurzen 35 Minuten.

(7,5 Punkte)

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