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ENNIO MORRICONE

~ * 10. November 1928 – † 6. Juli 2020 ~


Mit dem Tod von Maestro Ennio Morricone am 06.07.2020 hat die Welt einen der größten Künstler unserer Zeit verloren. Absichtlich sage ich nicht die Film- oder Musikwelt hat einen Künstler verloren, denn der Einfluss des Römers auf die gesamte Popkultur ist so immens wie der von ganz wenigen Menschen.

Ganz typisch war auch meine erste Begegnung mit seiner Musik…sein vielleicht bekanntestes Stück „The Man With The Harmonica“ aus Sergio Leones Western-Oper „Once Upon A Time In The West“, welches ich als Kind erstmals hörte. Ich erinnere mich noch gut daran, dass wir im Musikunterricht in der Schule, als das Thema Filmmusik an der Reihe war, oben genannten Film als Beispiel nähergebracht bekamen. Da ich zu meiner Lehrerin einen guten Draht hatte, lieh ich mir den Film auf VHS von ihr aus, denn bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich diesen Klassiker noch nicht gesehen.

Intensiver befasst habe ich mich mit seinem Schaffen nach Erscheinen der DVD von „The Good, The Bad And The Ugly“, sowie durch Quentin Tarantinos Einsatz der Stücke des Meisters in „Kill Bill“. Das skurrile Kojotengeheul, die rohe Stratocaster und schlussendlich die Maultrommel. Nicht unbedingt Instrumente, die man eigentlich mit dem Wilden Westen in Verbindung bringen würde. Allerdings sind das die ersten Geräusche, die mir einfallen, wenn ich an die Pionierzeit Amerikas denke.

 

 

Auch wenn der Maestro für seine Scores zu den „Spaghetti-Western“ am berühmtesten ist, so hat er doch so viele andere einprägsame, oft mit simplen Melodien und ungewöhnlicher Instrumentierung ausgestattete Filme mit seiner Musik veredelt. Er selbst mochte es gar nicht, auf seine Western-Soundtracks reduziert zu werden. Verständlich, denn seit 1960 hat er die Musik für über 500 Filme und Serien geschrieben. Dabei so unterschiedliche Sachen wie Dario Argentos „Tier-Trilogie“, welche er relativ ruhig-verspielt, aber etwas mystisch anlegte, die Terence Hill-Western-Komödie „My Name Is Nobody“, bei dessen fröhlicher Melodie man das verschmitzte Lächeln des Titelhelden direkt vor Augen hat. Bei Aldo Lados „Night Train Murders“ entsteht die verstörende Atmosphäre hauptsächlich durch das Zusammenspiel der Musik und den gezeigten Bildern. Das Abenteuer-Drama „Burn!“ wird durch den zugleich treibenden, aber auch sich in ekstatisch Gefilde steigernden Score zu einem wahren Erlebnis. Er war quasi in jedem Genre zu Hause, konnte sich aber auch auf „weniger Noten“ einlassen, worum ihn John Carpenter bei „The Thing“ gebeten hat. Am Ende kam das Ergebnis dem reduzierten Stil zu komponieren von Carpenter ziemlich nahe. Zudem schrieb er seit 1946 klassische Musik, wie Piano-Konzerte, Symphonien, eine Oper und eine Messe.

Ich könnte jetzt noch dutzende weitere Beispiele nennen, belasse es aber dabei und schätze mich glücklich, den für mich größten Komponisten aller Zeiten drei Mal live erlebt haben zu dürfen. Diese Shows zählen zu den besten, intensivsten und emotionalsten Live-Erlebnissen, denen ich beigewohnt habe.

 

 

Im Januar letzten Jahres bei seinem Abschiedskonzert in Berlin wusste ich, dass es das letzte Mal sein wird, dass ich den damals bereits 90(!)-jährigen sehen würde. Auch wenn der Maestro nun von uns gegangen ist, so wird er uns mit seiner Musik auf ewig begleiten. Ich sage mille grazie Maestro Ennio Morricone und beende mit einem Zitat von ihm:

All music comes from another, far deeper place that exists beyond the real world of man.“


Fotos: https://www.facebook.com/maestroenniomorricone