PlattenkritikenPressfrisch

PERMANENT CLEAR LIGHT – Cosmic Comics

~ 2020 (Sulatron) – Stil: Psychedelic Rock ~


Am 03.07.2020 ist der Releasetermin zum neuen Album der finnischen Retropsycheband PERMANENT CLEAR LIGHT und ich habe die große Freude, dieses Album dem geneigten Fan vorzustellen. 2020 steht zwar auf dem Album drauf, aber sind wir uns dessen so sicher? Die Finnen klingen aus der Zeit gefallen, ganz gewaltig aus der Zeit gefallen sogar. 1967 bis 1969 würde dem farbenfrohen Klangbild besser zu Gesicht stehen.

Verträumter Flowerpop der Hippiephase mit spinnerter Psychedelik gemischt, durch Mellotron und diverse Zusatzinstrumente zur damaligen Rockinstrumentierung mit leichtem 60s Pomp geschmückt wird uns aufgetischt. Und man wird sofort in die Tiefe dieser bunten Welt gezogen, die mal von fröhlichem Lustwandeln auf den Gehsteigen belebter Hipsterviertel im swingenden London erzählt, mal den Sonnenaufgang nach einem nächtlichen Hippiegathering mit sprödem Acidfolk untermalt, der aber auch wieder mit schönen Mellotronklängen angereichert zu einem spirituellen Erwachen gerät. Man ist sich derweil nie sicher, ob sie nun eher britisch oder amerikanisch klingen, aber der verregneten Atmosphäre nach ist es eher ein britischer Sound, der dieses Album prägt. SOFT MACHINE, PINK FLOYD und BEATLES, dezent MOODY BLUES, die Finnen lassen sich nicht lumpen und klauen doch sehr geschickt, wobei sie die einverleibten Elemente der Altvorderen mit erfrischend eigenem Stil zusammenfügen und Melodiebögen von erhabener Schönheit aus ihren Kompositionen erwachsen lassen. Dann kann es schon einmal passieren, dass hier die ganze Musik in die Nähe neuzeitiger Elektronik gerät, aber der Geist der 60er beherrscht insgesamt das Feld.

Die Stimmung ist gelöst und friedvoll, steckt voller Liebe und Lebensfreude, so intensiv, dass man sich selbst beinahe vollständig darin verlieren könnte. Songs bestimmen das Bild, echte, mitreißende Songs, die sich nach wenigen Durchläufen der Scheibe fest in den Sinnen verankern. Die Welt, die sich hier klanglich auftut ist eine reine Utopie, ein Traum von Schönheit, Reinheit, Liebe. So klang Musik selten in den letzten Jahrzehnten seit 1967.

Ob man jetzt sein sauer verdientes Geld lieber für Originale wie u.a. H.P. LOVECRAFT (womit wir allerdings wieder in den USA gelandet wären) ausgibt, oder sich auf eine originalgetreue Replik des Klangs jener bestimmten Epoche einlassen kann, welche sich im Gegensatz zu den ganzen alten Recken auch aktuell noch live bewundern lässt (also ganz aktuell leider nicht, aber bald wieder), sei jedem selbst überlassen. Die Songs auf diesem Album rechtfertigen es zu jeder Zeit. Auch 1967 war vieles nur Messing, was gülden glänzte und 2020 sind manche Bands, die sich an solcher Uraltmusik orientieren mit überwältigend guten Songs dabei, die auch eine Langzeitwirkung besitzen. Bei dieser finnischen Kapelle ist das der Fall.

Ich entschwinde dann mal wieder in die Träume von längst vergangenen Tagen, die gar nicht die meinen gewesen sind, mit denen ich mich aber über eine spirituelle Leitung verbunden fühle.

(9 Punkte)