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V/A – Street Survivors – OST

~ 2020 (Cleopatra Records) – Stil: LYNYRD SKYNYRD Tribut ~


Biopic.

Kein deutsches Wort beschreibt besser einen Film, der sich mit der Biographie einer prominenten Person der näheren oder ferneren Zeitgeschichte befasst. Das reicht von Marie Antoinette über Churchill bis zu Papst Franziskus. Besonders beliebt in letzter Zeit sind Geschichten über Musiker. Nach QUEEN und Freddy Mercury, ELTON JOHN und MÖTLEY CRÜE ist nun die Southern Rock-Legende LYNYRD SKYNYRD an der Reihe.

In solch einem Film ist neben einer realistischen Ausstattung, auch um Ort und Zeit zu beschreiben, die Musik ein wichtiger Bestandteil. Gerade (und erst recht) dann, wenn es um Musiker geht. So wurden für ´We Will Rock You´ oder ´Rocket Man´ genau deren Songs aufgenommen. Damit im Hinterkopf überfliege ich die Trackliste von ´Street Survivors´. Ein Film zu LYNYRD SKYNYRD und kein ´Freebird´? Kein ´Sweet Home Alabama´? Das soll gehen?

Kurze Antwort: Ja, das geht.

Nicht nur der Film selber, auch der Soundtrack führt uns fast 50 Jahre zurück in die Vergangenheit. Auch ohne einen Ton von LYNYRD klingt es wie SKYNYRD. Das liegt auch an familiären Verbindungen. So sind etwa die Söhne des langjährigen Drummers Artimus Pyle an vier Songs beteiligt.

Natürlich wird dann auch mal zitiert. ´In Memory Of´ nutzt die ruhigen Klangfarben der ersten Hälfte von ´Freebird´. Auch ohne Zitate, die Songs, die für dieses Album aufgenommen wurden, klingen wie aus einer anderen Zeit. Sie klingen tatsächlich wie verlorene Songs der Südstaatler. Der rockige Titeltrack eignet sich etwa hervorragend zum Autofahren. In ´Rattlesnake´ finden sich auch psychedelische Klänge.

Das dramatische und gleichzeitig melancholische ´6 Souls´, das ein Teil des Filmscores ist, wird durch ein Streichquartett verstärkt. Und dann kommt auch noch PAT TRAVERS ums Eck. Er darf J. J. Cales ´Call Me The Breeze´ darbieten, das Fans natürlich von ´Second Helping´ kennen. Er macht daraus einen mehr als fetten Blues Rock-Hit, einschließlich Bläsern und Chor.

Jedes der Stücke läßt Bilder vor dem inneren Auge ablaufen, auch ohne den Film zu kennen. Bilder von Highways, von Straßenkreuzern, Cowboyhüten und Schlangenlederstiefeln. Man schaut über das Lenkrad und fährt in den Sonnenuntergang.

Wenn nun der Film nur annähernd so gelungen ist, wie seine Musik, dann wurde Ronnie Van Zandt (*15.01.1948), Steve Gaines (*14.09.1949), dessen Schwester Cassie und Bandmanager Dean Kilpatrick ein würdiges Denkmal gesetzt, die alle am 20.10.1977 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kamen.