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INTELLIGENT MUSIC PROJECT V – Life Motion

~ 2020 (Intelligent Music) – Stil: Classic Rock / Hard Rock ~


Namhafte Gaststars sind nicht immer ein Garant für das Gelingen eines Projekts. Da muss schon intelligentes Songwriting her – am Besten mit viel Gefühl. Auch wenn der Name des Projektes und die Abkürzung „IMP“ sich eher nach einem herablassenden Namen für unsere Imperialen Truppen-Lieblinge anhört, so trifft er hier wie die Faust auf’s Auge, auch wenn ich noch irgendwas mit „…from the heart“ oder „…with soul“ ergänzt hätte – bei der Länge kommt’s nun wirklich nicht mehr drauf an. Ja, ihr habt richtig geraten: Absolute Kaufempfehlung.

Doch zurück auf Anfang: Zunächst hört sich das eher nüchtern wissenschaftlich an, wenn Mastermind Milen Vrabevski, MD zum fünften Male ein Projekt auf die Beine stellt, diesmal wieder mit den Co-Produzenten Simon Phillips (Drummerlegende – TOTO, MIKE OLDFIELD und unzählige andere Bands dieses Kalibers) und Milens musikalischem Partner Ivo Stefanov, welches sich zur Aufgabe macht, die guten, alten Zeiten mehr als einfach nur zu würdigen, sondern neue Highlights in der Art seit Anbeginn des harten Classic Rock zu kreieren.

 

 

Doch die Klasse dieser Stücke liegt auf einer ganz anderen Ebene wie die ebenfalls sehr guten Bands wie CAPTAIN BLACK BEARD oder THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA, denn irgendwie stellt sich beim IMP eher das Gefühl ein, dass man diese Zeiten nicht nachleben oder ihnen huldigen will, sondern dass die Kompositionen aus dieser goldenen Ära kommen und die ausführenden Musiker sie live erlebt haben, anstatt mit der Zeitmaschine zurückgereist zu sein, was bei manchen agierenden Künstlern gewiss auch so ist.

An der Sängerfront finden sich teilweise bereits zum dritten Male Ausnahmestimmen wie Ronnie Romero (RAINBOW), John Payne (DUKES OF THE ORIENT, ex-ASIA) und Richard Grisman (RIVER HOUNDS), in der Vergangenheit konnte man bereits den großen John Lawton (LUCIFERS FRIEND, URIAH HEEP) an Bord holen.

Statt der Generation AOR mit SURVIVOR, FOREIGNER oder NIGHT RANGER besitzen die meisten Stücke eine Strahlkraft und Kunstfertigkeit der Altvorderen wie STYX, KANSAS, YES, TOTO oder ASIA – ohne diese Bands schlicht kopieren zu wollen. Haha, ich Depp – probiert mal diese Legenden nachzuspielen, das sollte bereits alles über die musikalische Klasse des IMP aussagen, dessen Lebendigkeit schon alleine durch die bereits im Februar noch gestartete Tour bekräftigt wird, was bei Projekten dieser Größenordnung ein nicht immer umsetzbares Unterfangen darstellt.

 

 

Gitarrentechnisch trifft die akustische Virtuosität von Herrschaften des Ranges Al Di Meola, John McLaughlin und Paco de Lucía auf rockige Soli von Könnern der magischen „Steves“ dieser Welt wie Hackett, Howe, Lukather, Morse, Rothery, Steve Malmsteen oder wen ihr sonst noch aus dieser Liga mit anderen Vornamen so heranziehen wollt. Dazu dezent passendes Piano, vereinzelte Streicherarrangements, die exakt dort kommen, wo sie hinpassen, fette Chorgesänge und die Creme de la Creme von Rockstimmen, die sich gegenseitig wegfegen, ohne einen Gewinner oder Verlierer finden zu müssen. Vor allem befindet sich jeder einzelne Beitrag weit weg vom üblichen Pflichtprogramm bezahlter Söldner, sondern jeder Einzelne steckt gefühlt das größtmögliche Herzblut in den jeweiligen Part. Sowas empfand ich in der Vergangenheit nur bei gewachsenen Bands, die seit Gründung durch dick und dünn gingen.

Jeder einzelne Song präsentiert unvorhersehbare Twists und Turns, die die Spannung durchgehend aufrecht erhalten. Selbst wenn die Stücke in den weniger rockenden Momenten eine scheinbar einfache Leichtigkeit besitzen, bewegen sich die instrumentalen Finessen auf einem schier unerreichbaren, aber organischen Niveau. Abartig…GUT! Die Rocker entfalten hymnische Ohrwurmrefrains, auf einzelne Lieder einzugehen, würde hier komplett den Rahmen sprengen. Und dem Simon nimmt man bei all der Klasse noch nicht mal ein Drumsolo übel. Wer’s nicht glaubt, möge sich von ´A Kind Of Real Life´, ´Don’t Let Them Win´, ´Letting Me In´, ´By The Side Of The Minute´, ´Run Away´, ´The Final Act, oder ´Every Time´ überzeugen lassen und staunt dabei über die aufregendsten, packendsten Momente in der Art oben genannter Gruppen inklusive geilster Soli – brilliant music nonstop – Hit an Hit.

Wer dieses Aufsätzchen verinnerlicht hat, braucht keine Punktewertung, der macht’s wie ich und schlägt zu. Mindestens mit den zwei letzten Alben, die sich in ihrer Güte kaum was schenken.

 

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