MeilensteineVergessene Juwelen

UDO LINDENBERG – Stärker als die Zeit

~ 2016 (Warner Music Germany) – Stil: Rockpop ~


Anders als sein überaus fantastischer Vorgänger ´Stark wie Zwei´ kam acht Jahre später Udo Lindenbergs 36. Studioalbum ohne Gastauftritte aus. Stattdessen standen der Legende bei ´Stärker als die Zeit´ zahlreiche Texter zur Verfügung, obwohl diese grundsätzlich von Udo selbst verfasst wurden.

Die Musik an sich bewegt sich überwiegend im Poprock, wenngleich einige Hardrock-Anleihen auszumachen sind. Zudem finden sich überraschend viele Balladen ein, die gerne die vorherrschende Melancholie einfangen. Wunder der Kompositionskunst sollten nicht erwartet werden, sondern pure und schlicht gute Unterhaltung. Unterhaltungsmusik. Mehr nicht. Macht Euch locker.

 

 

So lässt sich das mit überaus vielen Pop-Hits gespickte Werk ´Stärker als die Zeit´ am Besten beim chilligen Nachmittagstee mit Schuss genießen. Midtempo reimt sich zwar nicht auf Selbstbeweihräucherung, doch Udo besingt abermals alle guten und schlechten Jahre seines Lebens, über die Ups and Downs.

Vielfach springt der traurige Moment eines letzten Auftritts aus den Songs heraus. Stur und konsequent zieht Udo dennoch seinen Lebensstil durch. Jetzt wird er sich nicht mehr ändern. Selbstreflexion an allen Ecken und Enden, bisweilen äußerst dick aufgetragen (´Mein Body und ich´).

 

 

Eine Klavier-Ballade erklingt zum letzten Auftritt (´Der einsamste Moment´), als Liebes-Abschied (´Wenn du gehst´) oder zum Widerstand (´Kosmosliebe´) sowie eine Orchester-Ballade, bei der Udo einen Text auf Nino Rotas Filmmusik aus „Der Pate“ legen durfte (´Stärker als die Zeit´). Doch ein Boxer kämpft weiter (´Muss da durch´). Und selbst wenn Udo einmal abdanken sollte, trauert ganz Deutschland (´Wenn die Nachtigall verstummt´) – das ist großes melancholisches Schunkelkino. Von dieser Sorte an Liedern sind sogar noch weitere auszumachen (´Eldorado`).

Neben echten (´Einer muss den Job ja machen´, ´Blaues Auge´) oder albernen Rockern ( ´Dr. Feelgood´) sowie rockenden Liebeserklärungen (´Göttin sei Dank´) klingt die Gitarre sogar einmal modern wie COLDPLAY (´Durch die schweren Zeiten´). Hauptsache cool sein (´Coole Socke´), immerfort.

Easy.