PlattenkritikenPressfrisch

DAVID GRUBBS & TAKU UNAMI – Comet Meta

~ 2020 (Blue Chopsticks) – Stil: Post-Rock/Experimental ~


Der mittlerweile in Brooklyn, N.Y., beheimatete DAVID GRUBBS hat in seiner bisherigen Karriere von mehr als drei Jahrzehnten eine einzigartige Sprache für die Gitarre entwickelt, die irgendwo zwischen Konsonanz und Dissonanz hin- und herflackert. Etliche Haken und Widerhaken, die wie in seltsamen Winkeln gebogen sind – elliptisch, abstrahiert, vor allem aber total gespinnert. Grubbs greift sein Songwriting stets auf Umwegen an, und obwohl es kohärent ist, ist es dennoch immerzu abweichend. Seine Musik fließt seltsam dahin, wie ein kubistischer Fluss, der jedoch stets hart durchbrochen wird. Beim Singen bevorzugt Grubbs knorrige Prosa-Konstruktionen und stoppende Kadenzen, die in einem äußerst kühlen, gar eisigen Ton abgeliefert werden.

Dieser Stil entstand bereits vor einem Vierteljahrhundert mit dem Meisterwerk ´The Serpentine Similar´ von GASTR DEL SOL, wo er auch Gründungsmitglied war, und er hat ihn seitdem auf stolzen 14 Solo-Alben weiterverfolgt. Grubbs gehörte zudem auch anderen Bands und Projekten der experimentellen Musikszene an, darunter klangvolle Namen wie BASTRO, SQUIRREL BAIT, CODEINE, THE RED KRAYOLA und BITCH MAGNET. Sein neues Album ´Comet Meta´ ist nun ein erneutes Duo-Projekt, das mit dem japanischen Gitarristen und Electronica-Meister Taku Unami aufgenommen wurde und es bietet wiederum auch zahlreiche Drones-Passagen und ein improvisatorisch wirkendes Zusammenspiel.

Dabei dominieren nach wie vor Grubbs’ zerbrechliche Gitarrenfiguren und Unami setzt dabei wellenförmige und elektroakustische Klänge frei – eine Kombination, die bereits auf dem Vorgängeralbum ´Failed Celestial Creatures´ bestens funktioniert hatte. Schon der Opener, ein rund 10-minütiges Opus an schwebenden Gitarren und eine Meisterleistung an Zurückhaltung und Textur, spiegelt die Gitarren-Fluidität früher GASTR DEL SOL-Werke wider. Großartig orchestriert und komponiert und voll an ungewöhnlichen Paarungen von Rhythmus und Zeit.

Unami macht durch seine Beiträge den strahlenden Look noch mehr zugänglich, mit seinen subtil desorientierenden Maßnahmen auf der E-Gitarre, die manchmal federleicht, manchmal schwebend, ihre eigenen kognitiven Dissonanzen und Lesarten bieten. Seine elektroakustischen Schwellungen und Gesten enthalten zudem oftmals Elemente von Science-Fiction-Verträumtheit und asiatischem Horrorkino.

´Comet Meta´ ist zweifellos eines der emotionalsten, traumhaftesten und vollendetsten Werke des Grubbs’schen experimentellen Post Rock und durchweg faszinierend – fast immer ätherisch und oft zwischen einer schläfrigen Melancholie und einem Morphium-Requiem angesiedelt. Die beiden Protagonisten komponierten das neue Album mit der allergrößten Sorgfalt, indem sie sich Mail-Art-Samples zwischen Tokyo und Brooklyn hin- und herschickten, und es ist schon erstaunlich, wie beide Musiker damit eine neue Bestandsaufnahme ihrer besten Eigenschaften und Arbeiten zustande brachten.

(8,5 Punkte)

www.facebook.com/DavidGrubbs.0