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ONE DESIRE – Midnight Empire

~ 2020 (Frontiers Records) – Stil: Melodic Rock ~


Das Debüt der Finnen hatte vor drei Jahren ein wenig mit dem Thema zu kämpfen, dass der Eröffnungssong ´Hurt´ alles andere überstrahlte. Der stärkste Song des neuen Album ´Heroes´ steht mit direkter Anknüpfung („When we leave – when we love – when the tears fall down – and it hurts…“) dieses Mal an erster Stelle der imaginären B-Seite. Den qualitativ höchsten Amplitudenausschlag des neuen Werks macht sodann der folgende balladeske Schmachtfetzen ´Rio´ komplett („Rio, I’m going the same way as you…“).

Schon LILLIAN AXE besangen auf ihrem Jahrhundertwerk einst die immer wiederkehrende Reibung von ´Love & War´, bei ONE DESIRE titelt sich das ´Battelfield Of Love´. Martialisch scheint die ´Killer Queen´zu folgen, die sich aber dann doch als nette poppige Discogängerin entpuppt, die nur das Tanzbein schwingen möchte und damit keinen Tritt vors Schienbein beabsichtigt.

Dass ich hier bislang die zweite Hälfte vorstelle ist keine böse Absicht, denn auch auf der „A-Seite“ befinden sich tolle Tracks wie der rock flottige Opener ´Shadowman´. Das als erste „Single“ auserkorene ´After You’re Gone´ ist zwar auch gut, zieht aber ohne große Standardabweichung etwas mittig durchs Feld und zählt damit nicht mal zu den Highlights des Albums. Die befinden sich dann am Ende von Seite 1, so dass sich der Kreis gewissermaßen schließt und sich die Tracks 4 und 5 mit den oben bereits hoch gelobten ´Heroes´und ´Rio´ zu einem ultrastarken Strang verbinden, den man nicht so oft findet.

Wir sprechen jetzt noch von ´Godsent Extasy´, das wieder den typischen heutigen Melodic Rock skandinavischer Prägung für das Zielpublikum dieser Platte in Perfektion bietet. Dagegen ist das immerhin fast 7-minütige ´Through The Fire´ das absolut gelungene, etwas ausschweifendere Songwriting-Experiment der Scheibe, bei dem mich die Gesangslinien etwas an die Giants GIANT erinnern.

Also, ONE DESIRE können das Vorurteil des One-Hit-Wonders gründlichst widerlegen und legen einen Qualitätssprung im Vergleich zum Debüt hin. So können diesmal die Wünsche nach langen bis nach Mitternacht andauernden lauen Sommernächten mehr als einmal geweckt werden. Sicherlich hat es sich positiv auf das Songwriting ausgewirkt, dass man keinen Schnellschuss gewagt und sich drei Jahre Zeit genommen hat. Willkommen in der erweiterten Spitzengruppe aktueller skandinavischer Melodic Bands. Abgesehen von den Schweizern FIGHTER V und natürlich des letzten überragenden WORK OF ART-Albums fällt mir gerade nicht viel besseres aus den letzten Monaten ein.

(gierige 8,25 Punkte)