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AYAS – Heaven And Earth

~ 1988/2019 (I Hate Records) – Stil: Proto Metal ~


In den Achtzigerjahren zog eine Welle neuer Rock-Bands auch über Armenien hinweg, das bis zum Zerfall 1991 noch als Armenische Sozialistische Sowjetrepublik der Sowjetunion angehörte. Jerewan war einer der Hotspots, in dem auch AYAS agierten. Im Mai 1986 gegründet, wollten sie durch die Hinzunahme eines Keyboarders, der bereits bei ASPAREZ Erfolge feierte, armenische Musik mit klassischem Hardrock kombinieren. 1988 veröffentlichten sie ihr einziges Full-Length ´Yerkink u Yerkir´ (´Earth And Sky´). Ein weiteres Demo war drei Jahre später das letzte Lebenszeichen von AYAS. Denn die treibende Kraft hinter der Formation, Keyboarder Arthur Mitinyan, zog nach Moskau.

„I Hate Records“ haben diesen Schatz aus Armenien dem Vergessen entrissen. Eine Doppel-CD im schönen Digipak, mit dickem Booklet und Band-Historie, ist das Vermächtnis, inklusive des Albums, des Demos sowie instrumentaler Versionen und Live-Aufnahmen. Vor allem lässt sich die Entwicklung von AYAS, von einer Rock- bzw- Hardrock-Band mit sinisterer, Orgel-behafteter Stimmung, etwa in ´Ayas´, und progressiven Einsprengseln, dessen Höhepunkt das instrumental formidable ´The Border Of Centuries´ ist, zu einer mehr metallischen Achtzigerjahreband, wunderbar nachvollziehen. Sofern sich der Hörer diesem puren Underground-Sound, teils mit äußerst verwaschenen Aufnahmen, in grundsätzlich ohnehin schlechter Qualität, hingeben mag. Was anfangs, also im Jahre 1988, noch wie 1979 und nach Proto-Metal tönt, entwickelt sich zu einem obskuren Heavy Metal, der wie der böse Onkel des Italo Metal klingt, mit einem Gekeife in den späten Songs, dem der Vergleich zu King Diamond nicht wehtut.

Es schmerzt ebenfalls nicht, sich auf das eigene Gespür zu verlassen und nicht übermäßig auf die Meinungen anderer zu setzen, die anderweitig und gern in werbefinanzierten Hochglanzmagazinen solche Bands und ihr Album als Klassiker abfeiern. Geld floss bestimmt auch im August 1992, als AYAS auf dem Moskauer „Iron March“-Festvial auftreten sollten, mit MEGADETH als Headliner, das jedoch aufgrund der politischen Lage abgesagt wurde.

(4 Punkte)