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BLACK RAINBOWS – Cosmic Ritual Supertrip

~ 2020 (Heavy Psych Sound) – Stil: Stoner Rock ~


Als diese Scheibe zur Rezension im Angebot stand, habe ich nicht lange gefackelt und zugegriffen. Denn auch wenn ich die BACK RAINBOWS nach ihrem dritten Werk aus den Augen verloren habe, so sind sie mir doch als gute und solide Band im Gedächtnis geblieben. Tatsächlich bestätigt bereits der erste Durchlauf von ´Cosmic Ritual Supertrip´ diese nebulöse Erinnerung und ich kann zufrieden feststellen: „Im Westen nichts Neues“.

Allerdings muss es in diesem Fall korrekterweise „Im Süden nichts Neues“ heißen, denn das Trio formierte sich in Italiens Hauptstadt Rom und zieht auch nach nun sieben Alben und einer EP im Zentrum des Stiefels ihren Stiefel durch. Die Rohstoffe für die Herstellung desselben haben sich zwar seit ihrem Debüt aus dem Jahr 2007 nicht geändert, es handelt sich nach wie vor um Heavy-, Stoner-, Psychedelic-, Desert- und Space-Rock, dafür hat es aber, wie bereits in den turbulenten Anfangsjahren, weiterhin reichlich Bewegung bei den anfertigenden Handwerkern…ich meine natürlich Künstlern, gegeben. Einzige Konstante seit Anbeginn ist Gabriele Fiori, Bandleader sowie Herz und Seele der Band, der nicht nur Gitarre spielt und die Musik mit seiner Stimme veredelt, sondern auch die Keyboards bedient. Die aktuellen Begleitmusiker des Meisters Fiori sind Edoardo Mancini am Bass und Filippo Ragazzoni am Schlagzeug.

Das Besondere an den schwarzen Regenbögen liegt in ihrer Kunstfertigkeit bei der Verschmelzung von 70er-Jahre Einflüssen aus allen erdenklichen Musikstilen. Natürlich ist da der schleppende Doom von BLACK SABBATH, aber auch rockige Rhythmen à la DEEP PURPLE und spacige Klänge, bei denen ohne Zweifel HAWKWIND Pate steht, finden sich in der von Fiori kreierten Musik wieder. Das Ganze wird mit viel Blues, ein wenig Okkult und einigen progressiven Gitarrenläufen fein abgeschmeckt und mit einer fetten modernen Produktion serviert, die zumeist vergessen lässt, dass bei der Zubereitung lediglich ein Trio am Werke ist. Alle diese genannten Komponenten finden sich nun auch auf ´Cosmic Ritual Supertrip´ wieder, wobei ich mir einbilde, dass sie im aktuellen Werk noch stärker als in der Vergangenheit zu Tage treten.

 

 

Gleich beim Opener ´At Midnight You Cry´ handelt es sich um ein ordentlich rockendes Stück mit einem fetzig gallopierenden Rhythmus und auch beim folgenden, etwas schleppender gehaltenen ´Universal Cry´ kann man das Mitwippen der Fußspitzen, oder wahlweise ein rhythmisches Kopfnicken, kaum verhindern. Aber warum sollte man das auch? Gabriele Fiori entlockt seiner Fuzzy-Gitarre bei diesem Song wunderbar dahinwabernde Töne, während seine verzerrte und leicht nasale Stimme ein Duett mit Dialogschnippseln aus irgendwelchen US-Streifen, vermutlich 50er und 60er US-Horror und/oder Sci-Fi-Streifen, ausführt. Ein ordentlich spaciger Einschlag ist bei ´Radio 666´ zu vernehmen, einem Song, der live ebenso gut funktionieren sollte wie ´Space Lord´ von MONSTER MAGNET. Ein gar monumentales Gitarrenriff wird dann bei ´Isolation´ zelebriert und das Stück grooved was das Zeug hält. Danach macht das psychedelisch progressive ´Hypnotized By The Solenoid´ seinem Namen alle Ehre und hypnotisiert den Zuhörer mit einer Kombination aus beschwörender Stimme und treibender Rhythmussektion, zu welcher sich dann ein überraschend variables Gitarrenspiel gesellt, bei dem Gabriele eindrucksvoll beweist, wie gut er dieses Instrument beherrscht. Dieses Stück ist für mich eines der Highlights auf diesem Album. Kurzzeitig wird es im Anschluss bei ´The Great Design´ besinnlich, bevor mit ´Master Rocket Power Blast´ wieder tief in die Stoner/Desert-Rock-Kiste gegriffen wird und nicht nur der Titel (man denke z.B. an ´Negasonic Teenage Warhead´) zum wiederholten Male an MONSTER MAGNET denken lässt. Das Eingangsriff von ´Snowball´ ist dann derart bluesig, dass bei diesem enorm groovendem Stück ohne wenn und aber von einem Fuzzy-Groovy-Blues gesprochen werden kann. Im Anschluss daran lassen sowohl ´Glittereyzed´ als auch ´Sacred Graal´ das Fuzzpedal durchgetreten und halten den Psychedelic-Stonerzug am Rollen. Die Konditionierung des Gehirns mit diesem unentwegt auf die Ohren niederprasselnden Sound von einer jenseits des Elementes Osmium liegenden Dichte geht so weit, dass man bei ´Searching For Satellites Part I & Part II´ ganz vergessen könnte, dass hier Akustikgitarren zu vernehmen sind, die lediglich mit einigen sphärischen Keyboardklängen unterlegt werden. Ein überraschend flockig lockeres und beschwingtes Stück und für mich ein weiteres Highlight, welchem auch der Titel des Albums gut zu Gesicht gestanden hätte. Den würdigen Abschluss dieses achten Werkes der BLACK RAINBOWS bildet ´Fire Breather´, das auf nicht einmal fünf Minuten konzentriert, die oben zum Ausdruck gebrachten Stärken der BLACK RAINBOWS nochmals offenbart.

Mit ´Cosmic Ritual Supertrip´zeigt BLACK RAINBOWS der Szene, wie man in selbiger auch heutzutage noch ein spannendes Album hinbekommt, ohne ausgetretene Pfade erneut begehen zu müssen. Natürlich bleiben die Zutaten und die Grundmuster die alten, aber in welchem Genre ist das nicht der Fall. Auf diesem Album schaffen es BLACK RAINBOWS jedoch, 49 Minuten Musik gleichverteilt auf zwölf Songs unterzubringen, von denen jeder für sich steht und keiner ein Füller ist. Die Scheibe wächst von Durchlauf zu Durchlauf und offenbart dem Zuhörer ein ums andere Mal neue Aspekte. Liebhabern des Genres kann ich dieses Album nur wärmstens ans Herz legen.

8,5 (petrifizierte) Punkte

 

http://www.theblackrainbows.com/

https://www.facebook.com/BLACKRAINBOWSROCK/


(VÖ: 22.05.2020)