Redebedarf

HAMMER KING

~ Im Studio bespitzelt ~


In staatsphilosophischen Schriften der Zeit Louis XIV. ist zu lesen, dass die Souveränität und Macht eines Königs von Gott gegeben ist. Wenn der Herrscher befiehlt, wer soll sich widersetzen, ohne Gottes Gesetze zu brechen? So gibt es also keine Ausrede. Wenn man geladen wird, um dem HAMMER KING seine Huldigungen entgegen zu bringen und die üblichen Frondienste abzuleisten, hat man den Befehlen zu folgen. Als ich mich an diesem Maienmorgen auf den Weg mache, herrscht Kaiserwetter, mit einer gülden glänzenden Sonne an einem Himmel, blauer als der Krönungsmantel des alten Franzosenherrschers.

Idyllisch im Grünen, am Rande der Zivilisation, findet sich die Höhle des Greywolfs, das Studio des POWERWOLF-Gitarristen. Dieser Bau dient zur Zeit als temporäre Residenz des HAMMER KING. Huldvoll winkend grüßt mich Mr. Titan Fox, die Stimme des Königs. Zur Bewirtung wird gesalzenes Brot gereicht. So sitzen wir kurz darauf beieinander und ich kann die Grüße meiner Mitbürger überbringen.

So kann ich Zeugnis ablegen von einem Mitbürger, welcher die Musik von HAMMER KING liebt. Die häufige Benutzung der Worte „Hammer“ und „King“ findet er allerdings befremdlich. „Das fließt so aus mir heraus„, antwortet Titan. „Ich habe versucht, das zu verringern. Aber andere Worte passen irgendwie nicht zu uns. Im Vergleich zu ´Poseidon Will Carry Us Home´ steigt die Anzahl der Hämmer und Kings auch wieder.“

Auch, dass so mancher Fan die Ansagen bei Konzerten eher albern finden, kann der Sänger nachvollziehen. „Ich denke, das wird sich in Zukunft etwas ausschleifen. Bei manchem alten Song gehört die Ansage schon dazu. Aber wir wollen auch ein wenig ernsthafter werden. In Interviews habe ich zuletzt auch darauf verzichtet, den französischen Akzent zu benutzen. Da weiß mittlerweile doch jeder, dass der falsch ist.“

In erster Linie sind wir jedoch zum Arbeiten vor Ort. Titan dirigiert den Minichor zu immer neuen Höchstleistungen. Über Kopfhörer mit dem Technikraum verbunden, gibt es dann Anmerkungen und Anweisungen des Producers Charles Greywolf. Jeder Part wird mehrmals aufgenommen, um aus diesen Aufnahmen, ganz wie bei BLIND GUARDIAN, fette Chöre zu basteln. Und so singen und shouten wir, natürlich unter inflationärer Nutzung der Worte „Hammer“, „King“ oder auch „Blood“. Auch die obligatorischen Ohhhs und Ahhhs bleiben nicht außen vor. Klar ist, diese Art der Choraufnahmen sind so nicht geplant gewesen. Aber im Moment 25 Leute gleichzeitig in einem Raum einzusperren, wäre mehr als nur unverantwortlich.

Was an den kurzen Songschnipseln schon zu erahnen ist, der Weggang K.K. Basements fällt musikalisch nicht weiter ins Gewicht. Auch das Klima innerhalb der Band wirkt viel gelöster. „Einen Nachfolger gibt es noch nicht“, erklärt Titan, „aber wir suchen. Der Kandidat sollte dann aber auch menschlich und optisch mit uns harmonieren.“

Musikalisch wird die gesamte Bandbreite der HAMMER KINGschen Stilistik abgedeckt. Flotte Banger, fette Stampfer, feine, ja auch poppige Melodien gibt es zu Songtiteln wie ´King Of Kings´ oder ´Baptized By The Hammer´. Maiden-Harmonien treffen auf „Schlag, Schlag, Hammerschlag!“-Shouts. Es soll nicht zu viel verraten werden, aber das, was hier zu hören ist, verspricht Großes. „Und die poppige Note hatten wir ja immer schon.“, betont der Frontmann. Es wird also einiges auf den Hörer zukommen.

Musik ist auch Arbeit. Auch für Musiker geht es am Ende des Tages um Geld oder Leben. Ist denn schon klar, wo das Album erscheinen soll? „Bis jetzt noch nicht. Es gibt ja noch die Option für ein viertes Album bei Cruz del Sur. Mit Enrico sind wir auch recht eng befreundet. Wir sind uns mit ihm einig, dass er für uns alles getan hat, was ging. Wir passen aber auch nicht so recht zum KIT-Publikum. Also müsste eine größere Firma her.“ Es wird noch spannend. Von meiner Seite hier schon mal alles Gute für das Werk.

In den acht Stunden vor Ort wird nicht nur über die Geschicke HAMMER KINGS gesprochen und gesungen. Ein Teil der Zeit vergeht mit dem Erzählen von Anekdoten, vor allem aus der Zeit bei und mit ROSS THE BOSS. Es ging um Baseballstadien in Caracas und um Busfahrten zwischen Athen und Thessaloniki. Dazu noch ein paar Fachsimpeleien über die Box von DEF LEPPARD oder die Diskographie von BLACK SABBATH.

Irgendwann geht jedoch auch der spannendste Tag zu Ende.  So sitze ich im Auto, ein letzter Gruß, im Rückspiegel der König, der mir einen letzten Gruß hinterher schickt. Und wie eine Fata Morgana verschwimmt der HAMMER KING aus dem Blickfeld.

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