PlattenkritikenPressfrisch

NAGLFAR – Cerecloth

~ 2020 (Century Media Records) – Stil: Black Metal ~


1994. Bamm! Ein Demotape namens ´Stellae Trajectio´ ballerte mir die Bartfläumchen von den Backen. Die damals debütierende Band aus Umeå im hohen Norden Schwedens war besonders. Rasend schnelle, hochmelodische Twin-Gitarren, derbe Blastbeats und der absolute Wahnsinn an satanischem Gekeife. Mit MARDUK, DARK FUNERAL und DISSECTION bildeten NAGLFAR sehr schnell the big four des schwedischen Black Metal in den Mittneunzigern – zugleich der kommerziell erfolgreichsten Phase dieses Genres.

Mittlerweile hat man, ´Cerecloth´ eingerechnet, sieben Studioalben vorzuweisen. Alle gut – aber keines knallte mehr wie das berüchtigte Demo-Tape. Die Schweden standen sich als professionelle Musiker mit Plattenvertrag auch immer irgendwie selbst im Weg. Nach ´Sheol´ (2003) ging dann nach internen Querelen der charismatische Frontmann Jens Rydén von Bord, Bassist Kristoffer W. Olivius brüllte fortan weiter. Damit waren die Herren meiner Meinung nach technisch weiterhin gut aufgestellt – aber ihre Kreativität litt. Die Abstände zwischen den Alben verlängerten sich. ´Téras´, der Vorgänger von ´Cerecloth´, brauchte dann schon fünf Jahre. Für ´Cerecloth´ selbst mussten sogar acht Jahre vergehen. Hat sich das Warten gelohnt?

Ja. Wenn man Fan ist. Und wenn man, so wie ich, die Twin-Gitarren liebt, die den eigentlichen Charme dieser Nordlichter ausmachen. Denn die Songs sind mitunter zu ausufernd – was auch bedeutet, dass das ein oder andere Riff, gerade im Tremolo-Bereich, zu viel ist. Dafür reißen die Licks und Leads alles raus; alle ein Ohrenschmaus. Unterm Strich: wieder solide – weiter nichts Außergewöhnliches insgesamt.

Anspieltipps: ´Cry Of The Serafim´ und ´A Sanguine Tide Unleashed‘´

(7,5 Punkte)


  (VÖ: 9.05.2020)