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CRYPTEX – Once Upon A Time

~ 2020 (Steamhammer / SPV) – Stil: Progressive / Art Rock ~


Der deutschen Rockband CRYPTEX aus Niedersachsen gelang 2011 mit ihrem Debüt ´Good Morning, How Did You Live?´ ihr Gesellenstück. Mastermind Simon Moskon schuf 2015 mit einer runderneuerten Besetzung das Meisterstück ´Madeleine Effect´. Der progressiven Mischung aus Folk, Pop und Rock gelang es, Krautrock ohne Kraut und Prog Rock ohne Prog zu sein. 2020 wollen sie ihren Sound perfektioniert haben.

 

 

CRYPTEX verzichten bei ihrem dritten Werk ´Once Upon A Time´ auf die bewusste Dreingabe von Folk-Elementen. Gleichwohl klingt die Musik so federleicht als tänzele sie über die größten oder intimsten Bühnen. Die zuletzt bereits liebevoll als Chorfreunde bezeichnete Musikergemeinschaft legt nämlich auch künftig einen großen Wert auf ausgefeilte Chöre. Diese tönen in ihrer schönsten Pracht aus den Boxen wie einst bei QUEEN und KANSAS (´Once Upon A Time´) oder gar aus einer Rockopera kommend (´Because The Reason Is You´, ´I Don’t Know Why´).

Die entsprechenden Theater-/Broadway-Elemente sowie der Einsatz des Klaviers, gespielt von Sänger Simon Moskon, werden daher Liebhaber von PHANTOM’S OPERA, ROUGH SILK bis SAVATAGE gefangen nehmen. Erst recht, wenn die Gitarre von André Jean Henri Mertens röhrend qualmen darf (´Bloodmoon´). Aber auch Bassist Marc Andrejkovits und Schlagzeuger Simon Schröder sind seit der letzten Scheibe dem Stil und der Gemeinschaft treu geblieben.

Ein kleiner gesprochener Abschnitt (´Body Language´), der Einsatz eines von Niklas Fischer gespielten Saxofons (´Two Horned Crown´) sowie der Gesang von Lady Greta Leona Hasenbalg (´Haunted´) verfestigen den Eindruck einer konzeptionellen Story: „Lucifer is here, haunting me …“ Als neue Epen für den Zugabeblock (´The Promise Keeper´) oder die Mitternachtsstunde am Klavier (´I See It In Your Eyes´) eignet sich auch die eine oder andere Nummer.

Letztlich wird (in ´A Mo(u)rning´) zum dramatisch gespielten Klavieranschlag die Frage gestellt: „Warum atmest Du?“. Die abschließende Erzählung (´Leaving´) bleibt jedoch eine beruhigende Antwort schuldig: „I’m crying out loud: ‚I really want to kill you’ or maybe I should kill myself?“

Leben und überleben ist gegenwärtig ein hehres Ziel. Die unverwechselbaren und unvergleichlichen CRYPTEX erweisen sich als ein geeigneter Begleiter. Samt ´Once Upon A Time´ darf Artrock, Pomprock, Hardrock, 80s Melodic Metal, 90s Prog Metal über den Wolken glückselig genossen werden.

(9 Punkte)

 


(VÖ: 8.05.2020)