PlattenkritikenPressfrisch

ELDER – Omens

~ 2020 (Stickman Records) – Stil: Progressive Psychedelic Rock ~


 

Diese Amis lieben Deutschland – musikalisch betrachtet. Als in den 1970ern Bands wie CAN und NEU! den Rock neu aufstellten. Keine Grenzen beachten, Neuland betreten: Das ist ebenfalls die Leitlinie von ELDER. Sie dekonstruieren dabei vor allem Metal-Allgemeinplätze. Weil sie kreativ im eigentlichen Sinne des Wortes und absolut eingespielt sind, die vielen Live-Auftritte in den Bars und Clubs der USA zeigen Wirkung. Mich erinnern ihre Jams, etwa beim Track ´Halyon´, nicht nur an die Krautrocker der seligen Bundesrepublik, sondern auch sehr angenehm an KYUSS-Beginn der 1990er. Don’t forget to groove, baby!

In einer Zeit, in der moderner, so genannter anspruchsvoller Metal als Click-Track-getriebener Mucker-Wahnwitz oft nur willenlos vertontes Bukkake ist – da tun Könner wie ELDER gut. Sie verlieren nie den Song aus den Augen. Die beiden Gitarristen Mike Risberg und Nick DiSalvo sind Magier und Pragmatiker zugleich. Bestes Beispiel auf ´Omens´ ist der Track ´Embers´ mit seiner verführerischen Melodieführung: zarte Streicher zu Beginn – und dann im weiteren Verlauf eine verspielt-impulsive MOTORPSYCHO-Dynamik. Wer cleveren Alternative Rock mag, findet also auch Gefallen an ELDER.

Zurück zu den eingangs erwähnten 70ern. ELDER verfolgen auf ihrem fünften Album den propagierten Weg weiter: „Sei niemals ängstlich und experimentiere – das Ziel ist einzigartige, beständige Kunst!“ ´Omens´ ist das Resultat dieses hehren Anspruchs. Das knapp einstündige Kunstwerk wird den Test der Zeit bestehen, noch in vielen Jahren frisch und mitreißend sein.

(9 Punkte)

Johannes Zenner

 

 

 

 

 

 

ELDER lieben Deutschland so sehr, dass die einstige Stoner-/Doom-Band aus New Bedford, Massachusetts, nach Berlin gezogen ist. Zudem ist das Power-Trio um die beiden Urmitglieder, Nicholas DiSalvo (Gesang, Gitarre, Keyboards) und Jack Donvan (Bass), mittlerweile zu einem Quartett angewachsen. Michael Risberg (Gitarre) ist seit dem letzten Studioalbum ein festes Bandmitglied geworden und unterdessen Georg Edert (Drums) als Neuzugang begrüßt worden.

Einmal mehr zelebrieren ELDER ihre Kompositionen für ellenlange Fahrten über den Highway. Fünf Lieder nehmen eine, für ELDER gewöhnliche Langstrecke über jeweils ungefähr zehn Minuten ins Visier. Das Sammelsurium, das Prog Rock und Prog Metal klassischer Schule sowie der schweren, Mellotron getränkten skandinavischen Lehre beinhaltet, zeigt sich im Opener ´Omens´ oder in ´Halcyon´. Die Melodieführung in einem weiterhin schlammig getränktem Heavy Rock übernimmt Nicholas DiSalvo mit seiner jauchzend kratzigen Indie-/Alternative Rock-Stimme. Die einzige kleine Schwachstelle der Formation.

Der Prog und Psychedelic Rock war bereits innerhalb der letzten Alben präsent, die Fahrt in Richtung Space and Time deutete die letztjährige EP ´The Gold & Silver Sessions´ an. Dass sich im Finale des einen oder anderen Songs abermals Anklänge an THIN LIZZY offenbaren, überrascht infolge der letzten Veröffentlichungen weniger als die instrumentale Nähe zu solch Combos der Marke LONG DISTANCE CALLING. Lässt sich das Quartett zu ´In Procession´ treiben, erschallen geradezu die Welten des ELOY-Universums herüber. Die American Roots geraten dagegen im abschließenden ´One Light Retreating´ verstohlen ins Blickfeld.

Aus Desert Rock wird Space Rock. Aus einem Stoner-/Doom-Trio gedeiht ein Progressive-/Psychedelic-/Space-/Krautrock-Quartett. Oder sind ELDER schlicht die bekiffte US-Variante des Scandi-Prog-Rock in der Berliner Dependance? Freilich weder neu noch NEU!.

(7,5 Punkte)

Michael Haifl

 

 

https://www.facebook.com/elderofficial/