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SIREN – Back From The Dead

~ 2020 (Battle Cry Rec. / GOM Rec./ Underground Power Rec.) – Stil: Heavy Metal ~


 

2020 wird wohl irgendwann einmal als DAS Jahr der Comeback-Alben in die Metal-Analen eingehen. Neben PSYCHOTIC WALTZ, CIRITH UNGOL oder nach einer längeren Auszeit auch MEKONG DELTA, melden sich nun SIREN nach Jahrzehnten nicht nur auf der Bildfläche, sondern auch mit brandneuem Material im CD-Player zurück. Womit sich der Kreis nach oben wieder schließt, schließlich stand SIREN-Frontmann Doug Lee ja auch mal in Diensten von MEKONG DELTA hinterm Mikrofon, doch das ist eine andere Geschichte. Ebenfalls bereits angekündigt ist ja noch die Reunion von TYRANT US und, und, und. „Metal-Heart“, was willst du mehr!? Da werden dann Erinnerungen an die herrlichen Demozeiten in den 1980er Jahren wach, als ich das `Iron Coffins`-Tape der „Sirenen“ (noch) mein Eigen nennen durfte und an den brillanten Erstling `No Place Like Home`.

Auch wenn der Nachfolger `Financial Suicide` dann nicht mehr ganz den Glanz der ganz frühen Jahre versprühen konnte, steckten SIREN dennoch viele ihrer Konkurrenten immer noch locker in die Tasche. Und nun also `Back From The Dead`! Freude und Anspannung waren vor dem ersten Durchlauf natürlich dementsprechend hoch. Nach einem kurzen Instrumentalprolog namens `The Sharpening` gibt der Opener und „Begrüßungstitel“ `S-Blade Serenade` mit den Worten „Hello my friends, I’m back again…“ sogleich die Richtung vor: SIREN 2020 klingen nicht nur soundtechnisch sehr zeitgemäß und ein klein wenig härter als früher, sondern auch vielschichtiger und abwechslungsreicher – und doch handelt es sich unüberhörbar um die Jungs aus Florida, was nicht zuletzt natürlich am sehr eigenwilligen und gewöhnungsbedürftigen Gesang von Mainman Doug Lee liegen mag. Hat man sich nach zwei, drei Stücken aber erst einmal wieder an die Frontsirene gewöhnt, ist der „Hörgasmus“ garantiert.

Das Hauptaugenmerk von `Back From The Dead` liegt überwiegend auf Midtempo-Songs und treibenden Stücken, die aber immer wieder durch flottere Speed-Titel und schnellere Zwischenparts innerhalb der einzelnen Kompositionen erfrischend aufgelockert werden, um der Eintönigkeit den Garaus zu machen. Und das ist auch gut so, schließlich enthält das neueste Werk immerhin insgesamt 15, in Worten fünfzehn, Lieder – that’s value for money, brothers and sisters! Von der ersten bis zur letzten Sekunde liegt auch wieder diese, im Zusammenhang mit SIREN, oft zitierte seltsame, sehr individuelle und „kauzige“ (Seventies?)-Aura über den Liedern, womit sich die Formation aber schon seit jeher von ähnlich gelagerten Bands deutlich unterscheidet. Sehr auffallend und beeindruckend, dass bei der ganzen Fülle von Stücken nicht ein einziger Schwachpunkt mit an Bord ist. Okay, schließlich hatten die Jungs ja immerhin Jahrzehnte Zeit, um an dem neuen Material zu feilen

Auf einzelne Kompositionen gesondert einzugehen, ist bei solch einer durchweg starken Veröffentlichung schlicht und einfach nicht möglich und nötig, begeistert hier doch das Gesamtwerk an sich. Unglaublich aber wahr, das Teil wächst von Durchlauf zu Durchlauf mehr und mehr, und so solltet Ihr mich besser in ein paar Monaten nochmals nach einer erneuten Wertung fragen. Einmal mehr schweben die Jungs mit diesem Album „…Over The Rainbow!“ und über vielen aktuellen Veröffentlichungen. Denn Fakt ist: SIREN liefern auf ihrem dritten Langdreher Ohrenpflege vom Feinsten ab und eins ist jedenfalls jetzt auch schon „klar wie Kloßbrühe“: `Back From The Dead` wird bei mir in den nächsten Monaten sicherlich zu einem DER „Dauerrotierer“ im CD-Player werden! Ach, eins noch: was ebenfalls konstant geblieben ist, ist der, sagen wir mal, etwas „eigenartige Geschmack“ bezüglich des Cover-Artworks, seltsam, seltsam. My last words: FETT!

(8,25 Punkte)

Armin Schäfer

 

 

 

 

 

 

Keep It True Festival 2018. Für nicht wenige wird ein langgehegter Traum wahr: SIREN. Die Amis aus Florida genießen aufgrund ihrer zwei Alben aus den Achtzigern, `No Place Like Home` (1986) und `Financial Suicide` (1989), einen hohen Stellenwert in der Szene und auch der Begriff „Kult“ wird in diesem Zusammenhang oft herausgekramt. Der Truppe um Sänger Doug Lee wurde erhebliches Potential attestiert und einer größeren Karriere sollte auch nichts im Wege stehen. Aber auch im Falle SIREN hat das alles nicht gefunzt. Falsche Freunde, falsche Pferde, falsche Mucke – 1991, nach einem weiteren Demo, schmiss man den Kram hin.

Knapp 30 Jahre später liegt nun das dritte Studioalbum der Amis vor. Angefixt durch den großen Erfolg des KIT-Auftritts, brannte das Feuer wieder. Man nutzte die Gunst der Stunde und stieg ins Songwriting ein. Resultierend daraus liegt nun ein 15-Tracker mit dem Titel `Back From The Dead` vor. Treffender konnten sie den Albumtitel nicht wählen!

Das Line-up besteht aus alten Bekannten und neuen Mitstreitern. Live hat das funktioniert. Und im Studio?

15 Songs sind schon eine Hausnummer für ein Comeback-Album. Da liegt die Vermutung nahe, `Back From The Dead` ist eventuell überfrachtet. Bekanntlich liegt in der Kürze die Würze. Nach zwei bis drei Durchgängen wird man jedoch mit dem Album warm. Dass sich die Strickart der Stücke nur unwesentlich unterscheidet, ist auffallend, aber keineswegs im Gesamtkontext als negativ zu bewerten. Die Amis klingen 2020 zeitgemäßer. Mit Bedacht hat man sich nicht zu sehr an den alten Alben orientiert und dennoch gewährt man auch diesen Alben einen Einfluss, bzw. man wendet sich nicht wesentlich ab von diesen Alben, gibt dem Einfluss dieser Alben aber auch nicht zu viel Raum, um eben 30 Jahre später nicht wie eine 1 zu 1-Kopie zu klingen. Auch eine dezente Prog-Note lässt sich hier und da ausmachen. Doug Lees Gesang hat sich verändert, ab und an finden sich dennoch Gesangspassagen, die an die frühen Tage erinnern. Sein Gesang ist generell bei einigen Songs sicher diskussionswürdig. Nicht bezüglich seiner Qualität, sondern wegen der Tonlage. Aber das ist wie alles eine Geschmackssache.

Mit dem schnellen `S-Blade Serenade`, gleich nach einem Instrumental-Intro, eröffnet das Album beeindruckend. Ein opulenter Einstieg und zugleich einer der Albumhighlights. Das Gros der Stücke bewegt sich im treibenden Mid-Tempo-Sektor, allerdings brechen in nicht wenigen Songs immer wieder schnelle Passagen aus. Hier fällt dann das Gitarrendoppel Dunn/Grubbs sehr positiv auf. Aber neben diesen schnellen Attacken bauen sie auch öfters melodische Gitarrenparts ein. Gutes Beispiel hierfür ist der Titeltrack, der treibend beginnt und im Mittelteil etwas den Druck rausnimmt. Der Song gefällt mit einem galoppierenden Takt und einem Refrain, der sich wohlwollend ins Gehör brennt. Ähnlich haut `Watch Us Fly` rein. Geile Taktung. Auch sehr gefällig ist das flotte `Insomnia`, mit cooler Melodielinie im gesamten Song. Nicht gebraucht hätte ich persönlich dagegen die, ähm, Halbballade `I Am Clairvoyant`, sie ist zumindest gut für eine Bangerpause.

`Back From The Dead` ist in seiner Gesamtheit ein gelungenes Album einer Band, denen man solch ein Potential nicht mehr zugetraut hat. Es überrascht mit starken Songs, einer eigenen Identität, wird allerdings Fans des Debüts ein paar Durchgänge mehr abverlangen.

Drei deutsche Untergrundlabels haben sich für SIREN zusammengetan, um das Album in CD- sowie Vinyl-Format zu veröffentlichen. So muss Underground sein.

(7,77 Punkte)

Jürgen Tschamler

 

 

https://www.facebook.com/SirenBandUS

https://sirenbandus.bandcamp.com/album/back-from-the-dead