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SUBSIGNAL – A Song For The Homeless

~ 2020 (Gentle Art Of Music) – Stil: Prog Rock ~


Um ihren Fans für die Wartezeit zur nächsten Studioscheibe zu verkürzen, bieten die Jungs von SUBSIGNAL mit dem Livealbum ´A Song For The Homeless´ ein schönes Zwischenspiel an. Mitgeschnitten 2019 im kultigen „Das Rind“ in Rüsselsheim empfiehlt sich dieser Release vor allem für die, die die Band bislang noch nicht auf dem Schirm hatten.

Wie Eingeweihte wissen, bestehen SUBSIGNAL federführend aus den ehemaligen SIEGES-EVEN-Vordenkern Markus Steffen (Gitarre) und Arno Menses (Gesang). Eine gewisse Nähe zu der Progmetal-Kultcombo lässt sich also auch hier nicht verleugnen, allerdings sind SUBSIGNAL grundsätzlich immer dann am Besten, wenn sie die Metal-Riffs eingepackt lassen und sich ganz klar auf die großartigen Melodielinien von Maestro Menses verlassen. So sind Songs wie der Opener ´Touchstones´ oder der Rausschmeißer ´Paradigm´ zwar coole Progmetal-Stücke, letztlich aber gibt es eine ganze Menge Bands, die eine ähnliche Mixtur aus DREAM THEATER, FATES WARNING und, naja, eben SIEGES EVEN spielen. Ganz persönlich verortet der Schreiber dieser Zeilen die Highlights aber eher bei rockigeren Songs meist jüngeren Datums wie ´La Muerta´ (hat ein Song über den Tod jemals so positiv geklungen?) oder dem unschlagbaren Ohrwurm ´Even The Stars Don´t Shine´, bei dem sogar ins ansonsten eher zurückhaltende Prog-Publikum hörbar Bewegung kommt. Klar hört man gelegentlich Anleihen an die Achtziger-Ära von RUSH, die progressiven Momente von JOURNEY oder auch die frühen SAGA heraus, aber da Arnos Stimme hier mehr im Zentrum steht, klingt das Ganze auch deutlich unverwechselbarer und ja, eigenständiger. Dank der großen Melodien, die in der gleichen Güteklasse spielen, müssen SUBSIGNAL den Vergleich mit den Altvorderen keinesfalls scheuen.

Natürlich ist das aber nur eine Meinung von vielen, und SUBSIGNAL haben für die Songauswahl löblicherweise keine Phase der Bandhistory bevorzugt oder benachteiligt, so dass im Endeffekt jeder Fan zufrieden sein dürfte. Hat, wie oben erwähnt, auch für Neueinsteiger den Vorteil, dass ´A Song For The Homeless´ eine gutes Bild von der stilistischen Ausrichtung und Bandbreite bietet. Die Tatsache, dass alle Songs live nochmal ein gutes Stück mehr „Arschtrittfaktor“ entwickeln und den – gerade auf den ersten beiden Alben – manchmal etwas sterilen Sound der Vorlagen durch hörbar Spaß am gemeinsamen Rocken ersetzen, geht als weiterer Pluspunkt durch. „Mr. German Prog“ himself, Yogi Lang, hat dem Album ein passend transparentes, aber jederzeit warmes und organisches Soundgewand verpasst, auch an dieser Front ist also hier alles bestens gelungen. Eine gute Mischung aus Songs aller bisherigen Longplayer, guter Sound und eine Band in absoluter Spiellaune – was will man mehr?

Der einzige mögliche Knackpunkt steckt in der Frage, denn „mehr“ geht natürlich immer, und so kommen zum Beispiel vom fantastischen letzten Album ´La Muerta´ gerade mal vier Songs zum Zug, und für den Longtrack ´The Beacons Of Somewhere Sometime´ ist natürlich bei 73 Minuten Spielzeit auch kein Platz. Wenn man aber nicht darüber nachdenkt, was sein könnte, sondern nur das, was tatsächlich vorliegt, muss man SUBSIGNAL attestieren, bei ihrem ersten Livealbum so ziemlich alles richtig gemacht zu haben.


(VÖ 22.05.2020)