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THE ALLIGATOR WINE – Demons Of The Mind

~ 2020 (Century Media) – Stil: Retro Rock ~


Ein Duo!!!

Zwei singende Musiker, Thomas Teufel trommelt, die Tasteninstrumente bedient Rob Vitacca. Nun könnte der unbedarfte Hörer erwarten, dass solch Orgelprogger wie ELP oder TRIUMVIRAT beim Sound Pate standen. Weit gefehlt. THE ALLIGATOR WINE sind fast alles, aber Prog ist so ziemlich der kleinste Anteil im wechselwarmen Universum der Reptiloiden.

Wechselwarm. Zwischen Partymodus und Melancholie wechselnde Stimmungen, zwischen fiebrig heiß und eisig kühl schwankend, die Alligatoren decken weite Stimmungsbereiche ab. Wie ein Reptil sich zum Wärmen in die Sonne legt, kann der geneigte, tanzwillige Hörer sich den Klängen des Duos aus dem Schwarzwald hingeben.

Tanzwut dürfte schon beim verhalten beginnenden, aber umso heftiger durchstartenden ´Shotgun´ aufkommen. Wer hier nicht auf Betriebstemperatur kommt, ist entweder immer kalten Blutes, oder hat eine besonders flache Herzlinie. ´Crocodile Inn´ könnte der erste Song aus der „Century Media“-Schmiede sein, der es ins Formatradio schafft. Melancholie wird gepaart mit Hitappeal. Dieser Song gehört einfach dahin.

Mit ´Voodoo´ folgt wieder einer dieser schwül fiebrigen Dancefloortracks. ´Ten Million Slaves´ verströmt ein wenig die Aura alter DEPECHE MODE, um später ein Orgelsolo aufzufahren, das auch DEEP PURPLE stehen würde.

´The Flying Carousel´ entstammt der ersten EP. „One foot in the disco, one foot in the grave, you make my body moving, you make my body shake“  Das ist der Soundtrack für die Fünfziger unter uns. Und die Fast-Fünfziger. Ein Fuß noch auf der Tanzfläche, der andere gefühlt schon in der Hölle, aber solang sich mein Karussell dreht, werde ich tanzen.

Ein wenig Soundtrackfeeling verströmt ´Lorane´. Ein Song, der gut in die sommerliche Abenddämmerung passt, wenn Fledermäuse ihre Jagd beginnen. ´Dream Eyed Little Girl´ rockt wiederum wie Hölle, erstaunlich welcher Rabatz ohne Gitarren erzeugt werden kann. Zu THE ALLIGATOR WINE dürfte tatsächlich behauptet werden, so laut und wuchtig war noch nie ein Duo!

Kurz vor Schluss täuscht ´Mamae´ einen Blues Rock an, ist aber Blues Rock on Speed. „Hey Mama hey, all I wanna know, all I wanna know is what you want me to say. Hey Mama hey, all I wanna be, all I wanne be is me!“ Wenn uns Fünfzigern das nicht gelungen ist, dann können weder Mama noch Alligatoren mehr helfen. Das in den Ohren perlende ´Sweetheart On Fire´ bildet den beruhigenden Abschluss eines Albums, welches zwischen den Zeiten gefangen ist. Gestern trifft auf Heute. Vergangenheit küsst Zukunft. Altmodische Sounds treffen auf modernes Songwriting. Und für THE ALLIGATOR WINE sollte es nur einen Weg geben.

Nach oben!

Willkommen in der Welt der Alligatoren. Seid begrüßt im wechselwarmen Universum der Reptiloiden.

(8,5 Punkte)

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