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ASGARD – Ragnarøkkr

~ 2020 (Pride & Joy) – Stil: Prog / Folk / Metal ~


In Asgard („Ásgarðr“) wohnt im Sinne der Mythengeschichten das Göttergeschlecht der Asen. Von Midgard aus geht es über die Regenbogenbrücke Bifröst nach Asgard. In der Realität, in Italien, gründete sich 1986 eine progressive Rock/Metal-Formation unter dem Namen ASGARD. Diese, mittlerweile als kleine Legende zu bezeichnende Gruppe ist aber nicht mit den gleichnamigen, italienischen Power Metallern aus Ferrara, in der Region Emilia-Romagna, zu verwechseln.

Nach einigen Demos, gewonnenen Bandwettbewerben und Aufnahmen mit PINK FLOYD-Sound Engineer Nick Griffiths erhielten ASGARD beim deutschen Label „Music Is Intelligence“ zu Beginn der Neunzigerjahre einen Plattenvertrag. Das Debüt ´Götterdämmerung´ erschien 1991. Auf diesem sang noch Francesco Grosso, ebenso bekannt von dem deutschen Projekt INES und einem italienischen Meilenstein von AUFKLÄRUNG.

´Esoteric Poem´ (1992), ´Arkana´ (1992) und das Konzeptwerk ´Imago Mundi´ (1993) folgten. In runderneuter Besetzung erschien schließlich noch ´Drachenblut´ (2000), nachdem zwei Bandmitglieder in Deutschland sesshaft geworden waren. Fünf Jahre später soll die Band auch an einem Album namens ´Ragnarøkkr´ gearbeitet haben, das aber nie erschien.

Mittlerweile sind ASGARD überraschender Weise wieder aktiv. Das letzte, verbliebene Urmitglied, Keyboarder Albert Ambrosi, präsentiert in Sänger Franco Violo (HELREIDH), Gitarrist Andrea Gottoli, Bassist Paolo Scandolo und Schlagzeuger Kikko Rebeschini Sambugaro eine brandneue Besetzung.

 

 

Stürmisch nehmen wir in ´Trance-Preparation´ den Pfad nach Asgard. Prog Metal, 90s like, im flotten Rhythmus zu Keyboard- und Gitarren-Einlagen. Der Gesang zeigt sich dazu theatralisch, aber Folk beeinflusst. Dass Fantasie eine wichtige, menschliche Eigenschaft ist, die es zu bewahren gilt, erfahren wir auf diesem Wege. Zu ´Rituals´ erhält der Prog Metal bereits einen erhöhten Folk-Einschlag. Flöten sowie Gitarren, die sich mit dem Dudelsack duellieren, erfreuen das Herz.

ASGARD sind somit weiterhin einzigartig. Sie spielen ihren Prog Rock metallischer als zuvor und fügen nonchalant mittelalterliche Folklore ein. Der kraftvolle Metal von ´Kali-Yuga´ wird mit Tröten und Allerlei außergewöhnlich gestaltet. Gitarren- und Schlagzeug-Salven umranken das epische ´Visions´, über wahre Offenbarungen. Nach einem folkigen Anfang bleibt ´Battle´ mit fetten Riff-Salven in einer mystischen Atmosphäre kleben.

Da „Der Tod“ wohl ein schlimmer Meister aus Deutschland ist, wird das folk-rockende ´Der Tod´ auf Deutsch vorgetragen. Schwermetallisch und heavy zeigt sich ein alter Virus, der Schwarze Tod, die Pest, in ´Danse Macabre´ und kommt auch persönlich, Deutsch sprechend, zu Wort. Die Anrufung von ´Heimdall´, einem Gott der nordischen Mythologie, aus dem Göttergeschlecht der Asen, erfolgt altdeutsch.

Vergleichbar sind ASGARD in prog-metallischer Hinsicht annähernd mit den italienischen Vorreitern TIME MACHINE, in ´The Night Of The Wild-Boar´ und in den eher dem Prog Rock zusprechenden Kompositionen, gerade aufgrund der elegischen Ausdrucksweise, etwa der massig Gefühle spendende, elfminütige Höhepunkt ´Shaman´, mit den aus der italienisch sprechenden Schweiz in Locarno stammenden CLEPSYDRA.

Wer an ausholend kompakten sowie konzeptionellen Kompositionen hängt und einen, eigentlich als typisch italienisch zu bezeichnenden Gesang liebt, darf sich obendrein an einer ideenreichen Musik sowie natürlich an Gitarren in epischer und metallischer Ausführung laben. Liebhaber von ASGARD werden und müssen sich diesen neuen Bandklassiker verschaffen.

Einem Spaziergang zwischen den zwölf Palästen Asgards steht mit ´Ragnarøkkr´ solange nichts im Wege, bis Asgard selbst, der Mythologie nach, bei der Schlacht der Götter, Ragnarök, in Flammen aufgeht.

Für die Anhängerschaft 9 Punkte.

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