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ROSE TATTOO – Outlaws

~ 2020 (Cleopatra Records) – Stil: Rock`n`Roll ~


Ich rege mich ja eigentlich über solche Neueinspielungen alter Songs grundsätzlich auf. Dies ist für mich ideenlos und letztendlich eher ein Ding, um dem Fan die Kohle aus der Tasche zu ziehen, zumindest denen Fans, die einer Band über Jahrzehnte treu geblieben sind. Deswegen war die Ankündigung aus dem Hause ROSE TATTOO, ebenfalls ein Album mit Neueinspielungen alter Klassiker zu veröffentlichen bei mir mit Bauchweh behaftet. Wer mich kennt, weiß was die Australier für mich bedeuten.

Alte Tatts-Fans wissen ohnehin, dass das aktuelle Line-up eigentlich super ist. Die Namen der beteiligten Musiker sprechen für sich selbst. Also Mark Evans, ex-AC/DC am Bass oder Bob Spencer an der Gitarre, ex-THE ANGELS, etc… Aber wenn man ROSE TATTOO aktuell sieht bzw. hört, weiß man auch, dass die Kult-Songs der Australier mit diesem Line-up teils doch ganz anders klingen als die Versionen, die man in den alten Line-ups eingerotzt hat. Die Klampfen von Micks Cocks oder Pete Wells waren fies, rotzig, dreckig und einfach voller urbaner, aggressiver Gewalt. Diese Attribute finden sich heute nicht mehr im Gitarrensound, der zwar technisch gut, aber eben auch aalglatt klingt. Die ganze Straßenköter-Attitüde früher Tage findet sich einfach nicht mehr im aktuellen Sound. Punkt.

`Outlaws` kommt komischerweise auf dem amerikanischen Indie-Label „Cleopatra Records“ raus. Was die Frage nach sich zieht, ob die Scheibe für Europa lizensiert wird? 13 Songs finden sich auf dem Album. Über die Songauswahl darf man getrost diskutieren, ich persönlich hätte nicht nur Songs des Debüts genommen, zumal auch der Nachfolger Kultmaterial beinhaltet. Recht machen kann man es aber eh keinem. Dafür hat man mit `Snow Queen`, `Sweet Love` und `Rosetta` drei Songs aufgefahren, die nicht zu den typischen Klassikern der Australiern gehören. Von den drei Stücken überzeugt `Sweet Love` mit seinem Up-Tempo Beat und der knarzigen, kurz gehaltenen Slide Gitarre, die hier und da an Pete Wells erinnert, am meisten. Mit `Rosetta` haben sie eher einen Rohrkrepierer in Balladenmanier geliefert. `Snow Queen` dürfte von den drei Stücken noch der bekannteste sein. Ein guter Mid-Tempo-Groover. Wobei die Ursprungsversion auch einen ganzen Kick tighter klingt. Daneben gibt es dann gute, alte Bekannte in Form von `One Of The Boys`, `Astra Wally`, `Rock`n`R Outlaw`, `Tramp`, `Bad Boy For Love` etc… und natürlich `The Butcher And Fast Eddy`, bei dem zu Beginn fast schon Märchenstunde ist.

Musikalisch ist genau das zu hören, was man heutzutage von den Australiern geliefert bekommt. Weniger Gas, weniger Druck, weniger Dreck, weniger Biss, weniger Radikal.  Muss man nun mit Leben – und vielleicht ist Angrys Anmerkung dazu klärend:

For me, that’s critically important, cosmically important, because this album is all about history, heritage, honor and respect. Just as significant is the forging, the embracing, and the official signing on if you like, to that history by THIS band and having them make their own reverent mark. This really is about honoring the past and respecting the present.

Gerade der letzte Satz hat viel mit dem Album zu tun.

Bauchweh habe ich irgendwie dennoch.

(ohne Wertung, aufgrund fehlender Distanz zum Thema ROSE TATTOO)