PlattenkritikenPressfrisch

BODY COUNT – Carnivore

~ 2020 (Sony Music/BMG) – Stil: Rap/Hardcore Metal ~


BODY COUNT ließen sich seit Bandgründung vor rund 30 Jahren nie das Maul stopfen, egal wie provokativ und breitbeinig die Message ist. Drauf geschissen, wonach der Zeitgeist gerade verlangt. Kleine Kostprobe: „Wir dachten uns, alles, was Fleisch frisst, geht ziemlich steil nach vorne – und wir sind Fleischfresser!“, so Ice-T zu Titel, Thema und Treiber des neuen Albums ´Carnivore´. Ohnehin, seit ´Bloodlust´, ein außerordentliches Return-to-Form inklusive beachtenswertem SLAYER-Coversong, sind wieder drei Jahre ins Land gezogen. Zeit, in der sich bei Herrn Ice-T und seiner BODY COUNT-Gang erneut eine ordentliche Menge veritablen Ärgers angestaut hat.

Zeit also, für die nächste Runde Hardcore-Crossover mit ´Carnivore´: ein sarkastischer Seitenhieb auf die stetig erstarkende Veggie-/Wohlstands-Grünen-Kultur der westlichen Welt. Songwriter, Jimi Hendrix-Fan und Thrash Metal-Fetischist Ernie C. holt dazu wieder alles ihm Menschenmögliche aus seiner Klampfe raus: mit richtig feisten Riffs und fiesen Leads, längst nicht mehr so unbeholfen und uninspiriert wie auf BODY COUNTs mittelmäßigen Schnellschüssen, vor allem ´Born Dead´ (1994), in ihrer kommerziellen Hochphase nach dem so grandiosen wie einfältigen Debüt von 1992. ´Carnivore´ ist aber nicht nur Thrash’n’Rap. Der kommerziell ausgelegte Titel ´When I’m Gone´ liebäugelt mit der LINKIN PARK-Klientel, gehört in die großen Clubs, will Großstadt-Hipster mit Dutt, Karottenjeans und weißen Turnschuhen zum Tanzen bringen. Und Ice-T? Rappt und shoutet gegen alles und jeden, was/der ihm nicht passt.

Im Übrigen: BODY COUNT gelingt es, in der indes zahllosen Masse an generischen ´Ace Of Spades´-Covern eines anzubieten, das Lemmy (RIP!) nicht zum berechtigten Wutausbruch, sondern zum zumindest anerkennenden Nicken bringen würde. Und für die todesmutigen Metalheads unter den Streetclip.de-Lesern – ´Carnivore´ hat extra für euch noch ein nettes Feature mit Chris Barnes von SIX FEET UNDER (Ex-CANNIBAL CORPSE) parat. Doch findet‘s selbst raus…

PS: Der ´Carnivore´-Schriftzug auf dem Cover versteht sich klar als Hommage an Pete Steeles gleichnamige erste und unvergessene Liebe respektive Thrash-Band vor seligen TYPE O NEGATIVE-Zeiten. Hut bzw. Cap ab, Ice!

(7,5 Punkte)


 (VÖ: 06.03.2020)