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MY DYING BRIDE – The Ghost Of Orion

~ 2020 (Nuclear Blast Records) – Stil: Doom’n‘Death Metal ~


Fünf Jahre sind seit ´Feel The Misery´ vergangen, jetzt treten MY DYING BRIDE mit ´The Ghost Of Orion´ erneut aus dem Schatten. MY DYING BRIDE, eine Band, deren Triebfeder Trauer ist, erhalten ihre größte Inspiration aus dem Privatleben. Dementsprechend hatte unlängst Bandchef Aaron Stainthorpe vermelden lassen, dass seine Tochter Krebs hat. Eine Krankheit, die das Kreuz der Welt als ewige Bürde in sich trägt – insbesondere, wenn sie einem jungen Menschen, einem Teenager, einen jahrelangen Leidensweg beschert. Stainthorpe begleitete seine Tochter jeden Tag durch Dick und Dünn – was sozusagen tiefe Spuren auf der Seele und im Herzen hinterlassen hat.

So ist ´The Ghost Of Orion´ schleppend vor Qual, pechschwarz in der Ausrichtung und dennoch voller Zorn. Wut in Moll. Das Album ist gleichwohl kein Mitten-Ins-Gesicht – dieses Album ist eine lange, oft traurige Reise entlang von acht düster-melancholischen Titeln in einer knappen Stunde. Aber: Es will auch Hoffnung geben, „Durchhalten!“ rufen. Ein programmatischer Titel wie ´Tired Of Tears´ sagt dazu alles. Und Stücke wie ´The Long Black Land´ und ´The Old Earth´ sind beispielsweise weniger ekstatisch, als man es von den Briten sonst kennt. Vielmehr wirken diese Lieder wie ein Wintersturm; sie tosen, zerfetzen – und ebben wieder ab; laufen sich angenehm beruhigend aus.

Worum geht es ´The Ghost Of Orion´ also? Um Stärke trotz Übel. Um den Moment. Nicht um Vollendung. Unperfekt, aber spannend – wie das Leben.

(7 Punkte)


06.03.2020