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SONS OF APOLLO – MMXX

~ 2020 (InsideOut Music/Sony Music) – Stil: Progressive Metal ~


Well, well, well … ich mag das 2017er Debüt der Supergroup nicht wirklich. Keine Ahnung warum, es berührt mich nicht, es gibt mir nichts. Warum ich nun das Neue, das zweite Album der Herren Portnoy, Sheehan, Soto, Sherinian und Bumblefoot mag, will sich daher nicht so wirklich erklären. Denn grundsätzliche Unterschiede gibt es nicht. Dann sind die Songs einfach die besseren, eine andere Erklärung findet sich hier nicht. Strange World. Love, Hate und persönlicher Geschmack … sind verdammte Bastarde.

`MMXX` strotzt vor wuchtigen Riffs und etwas weniger Prog, weniger Gefrickel, weniger Anspruchsdenken, dafür mit mehr Energie und Sänger Jeff Scott Soto liefert ohne Zweifel eine seiner besten Gesangsleistungen ever. Das sind erst einmal die oberflächlichen Fakten. Aufhorchen ließ auch das vorab ausgekoppelte `Goodbye Divinity`, eine über siebenminütige epochale Nummer, die einfach mal so richtig Appetit auf mehr gemacht hat.

Grundsätzlich sind die Songs etwas kürzerer Natur und die heavy Riffs größer und intensiver, was natürlich auf Kosten der Progressivität geht. Das ändert auch generell nichts an der großartigen Spielweise der einzelnen Musiker, die hier deutlich klarstellen, warum sie zu den Besten ihres Faches gehören. Nach ein paar Durchgängen muss man allerdings auch feststellen, dass sich die spannenden Momente reduzieren und der euphorische Ersteindruck etwas normalisiert, da man doch zu dem Resultat kommt, dass nur wenige Passagen Neues eröffnen.  In diesem Zusammenhang könnte `Desolate July` erwähnt werden, das spannend beginnt, sich dann aber nur als eher schleppend-groovige Power-Nummer entpuppt, die allerdings gut in das Gesamtkonzept des Albums passt.

Dass man immer wieder DREAM THEATER-ähnliche Fragmente, Passagen, teils sogar ganze Songelemente heraushört, ist wenig überraschend. Man höre `Fall To Ascend`, dessen Mittelteil DREAM THEATER pur ist. Nichtsdestotrotz geil. Ganz anders dagegen `Wither To Black`, das wie ein RAINBOW trifft DREAM THEATER-Mix wirkt. Eine supersolide Powernummer, die – mal abgesehen von den Frickeleinlagen im Mittelteil – doch recht eingängig im Gesamtkontext heraussticht. Eines meiner Lieblingsstücke ist das im ersten Eindruck total zerfahrene `New World Today`, das neben intensiven DREAM THEATER-Momenten auch extrem harte Momente hat, dazu eine untypische Melodielinie und im weiteren Verlauf fast EMERSON, LAKE & PALMER-ähnliche Passagen aufweist. Hier hat man alles reingepackt, wofür SONS OF APOLLO stehen und das macht den Charme des Stückes aus.

`MMXX` überrascht nicht wirklich mit neuen Innovationen, aber mit Stücken, die für meine Begriffe schneller zünden als beim Vorgänger.

(8 Punkte)