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BALBINA – Fragen über Fragen

~ 2017 (Four Music) – Stil: Kunstpop ~


 


Avantgardistische Klänge verzaubern im Kosmos der Pop-Kultur. BALBINA ist wohl die musikalische Entdeckung im deutschsprachigen Pop der letzten Jahre, sofern sich Pop mit Kunst und gleichwohl gegebener Zugänglichkeit vereint.
´Fragen über Fragen´ ist das zweite Werk von Balbina Monika Jagielska unter dem Moniker BALBINA – 2011 erschien ihr allererstes Album unter dem Namen BINA – und es lässt am Ende dennoch mehr Fragen als Antworten im Kopf umherschwirren, beschäftigt sich die Sängerin in ihren Texten doch äußerst präzise und gleichermaßen subtil mit den belanglosesten Dingen und den bohrendsten Fragen des Alltagslebens.

 

 

Selbst wenn BALBINA mit BJÖRK in einen Topf geworfen wird, verweilt ihr Gesang liebend gerne in den Welten von Klaus Nomi oder Antony Hegarty. Ihre Songs sind kunstvoller Pop, in sinfonischer, in jazzier, in chansonesker Attitude. Dabei spielt sie mit Wörtern, mit ausbleibenden Zusammenhängen in Buchstabenform, und scheint gleichzeitig Ordnung in ihr Leben bringen zu wollen. „Was hält mich? Was hält mich am Leben?“ sind noch die einfachsten Fragestellungen. Traurigkeit und Unverständnis schwingen obendrein in den Worten „Ich pass nicht rein, mein Bild fällt aus dem Rahmen. Ich bau mir Schubladen, um mich irgendwo aufzubewahren“ mit. Fehlende Anerkennung tritt ebenfalls zutage: „Ich bin hier falsch. Ich sing immer die andere Stimme. Ich pass nicht rein. Das Radio will, dass ich meine Lieder kürze. Dann kürze ich lieber mich.“ BALBINA singt auch über gedrückte Stimmungen – „Ich brauch ein Hoch oder ein Tief, damit es irgendwie geht“ – versprüht jedoch selbst nur wahre Freude wie fröhlich auf den Ästen hüpfende Spatzen.

´Über das Grübeln´, so der Titel ihres BALBINA-Debüts, ist die Sängerin längst nicht hinausgekommen. Wortspiele, philosophische Gedankenspiele liegen Balbina schlichtweg im Blut. Stimme und Musik verzaubern dazu im Takt. Vertonte Poesie. Punkt.

(8,5 Punkte)