MeilensteineVergessene Juwelen

TOBRUK – Wild On The Run

~ 1985 (Parlophone) – Stil: Melodic Metal ~


Die TOBRUK-Musiker kamen ursprünglich aus Irland und hatten dort erfolglos eine Single veröffentlicht. Erst mit dem Umzug nach Birmingham ging es dann vorwärts. „Neat Records“ wurden auf TOBRUK aufmerksam, nachdem diese in der legendären „The Friday Rock Show“ auftraten. „Neat“ veröffentlichten eine 7-inch (‚Wild on the Run/The Show Must Go On‘) der Band. Allerdings unterschrieb man dann kurzfristig bei „EMI/Parlophone“. Wobei „Parlophone“ eine Art Unterlabel des Majorriesen „EMI“ war.

Es dauerte aber zwei Jahre bis man mit `Wild On The Run` sein Debüt endlich auf die Menschheit loslassen konnte. Nach der Albumveröffentlichung ging man mit Bands wie UFO, MANOWAR und TOKYO BLADE auf Tour. Das Album bietet High-Class Melodic Metal mit einigen typisch britischen Ansätzen sowie amerikanischer Glätte. Die Qualität der Stücke ist durchgehend hoch. Für die damalige Zeit, für eine britische Band ein außergewöhnlicher Stil und ein verdammt gutes Gespür für einprägsame Songs. Neun Songs, die auch heute noch für mich zum Besten in Sachen Melodic Metal gehören, was von der Insel kam. Sänger Stuart Neil, der leider 2006 schon verstarb, hat eine eigenwillige, aber imposante Stimme, die die Songs nahezu perfekt abrundet. Die Gitarrenarbeit von Nigel Evans ist ein weiterer Pluspunkt. Trotz der melodischen Komponenten, wirkt sein Spiel immer mal wieder bissig und messerscharf. Gerade diese Spielweise macht die Songs so überragend. Die Stücke sind auf eine Art simpel allerdings dafür enorm effizient. Die klassischen Siebzigerjahre Keyboards runden den Gesamtsound beeindruckend ab. Bei einer Nummer wie `Rebound` schiebt sich im Mittelteil eine geile Keyboardpassage in den Mittelpunkt, die auch von URIAH HEEP hätte stammen können. Moderner wirken die Keyboards bei `Falling`, einem echt verdammten Hit! Noch besser kommt das sogar bei `Running From The Night` durch, wobei der Beginn an DEEP PURPLE erinnert.

TOBRUK haben mit diesen neun Songs einen echten, unbeachteten Klassiker abgeliefert. Dass das Album damals so sträflich nicht beachtet wurde, ist schwer zu verstehen. Das zweite Album wurde dann erst einmal aufgrund qualitativer Mängel, laut Label, auf Eis gelegt und nicht veröffentlicht. Erst zwei Jahre später erschien dieses Album bei einem kleineren Label mit einem neuen Albumtitel: `Pleasure & Pain`.  Es ist nicht schlecht und es ist nur schwer nachzuvollziehen, warum sich das ursprüngliche Label geweigert hat, das Album zu veröffentlichen. Die Band brach danach auseinander. Der ein oder andere Musiker tauchte noch einmal hier und da auf. Letztendlich war aber die Band Geschichte.

2004 hat Majestic Records `Wild On The Run` cool wiederveröffentlicht und dem Album eine Bonusdisc verpasst, u.a. mit sechs Live-Bonus-Tracks und den beiden Single Songs. Die Normal-Re-Release Variante enthält „nur“ die beiden 7-inches Songs von der Neat-Single. Beides lohnenswert, je nachdem wie viel man ausgeben möchte, zumal die Do-CD kaum noch unter 30 Euro zu bekommen ist.