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VERITATES – Killing Time

~ 2020 (Pure Steel Records) – Stil: Power Metal


Seit zwei Wochen begleiten mich VERITATES mehr oder minder täglich auf meinem Arbeitsweg. Das nicht nur, um dieses Review zu schreiben, sondern auch, weil diese Scheibe einen Heidenspass bereitet. Und wenn man an seinem Arbeitstag von einem Ohrwurm wie ´Killing Time´ begleitet wird, geht es gleich doppelt gut.

VERITATES, lateinisch Wahrheiten (In vino veritas – you know – Anm. d. Red.), haben sich vor sechs Monaten zusammen gefunden, um projektmäßig einfach mal eine Platte zu machen. Geplant war ein spontanes, nicht überladenes Album. Gelungen ist ein spontanes, nicht überladenes Album. Als ich ´Killing Time´ die ersten Male hörte, war ich begeistert ob der Homogenität und Geschlossenheit der Songs. Noch überraschter aber war ich, als mir klar wurde, dass das Teil ohne gemeinsame Proben entstanden ist. Wie auch? Zwei Musiker leben in Lörrach, die beiden anderen am anderen Ende der Rheinschiene in Köln. Ja, teilweise kennen sie sich nur über e-mail.

Melodischer Power Metal, manchmal mit leichten Drang zum Thrash, in Höchstkultur findet sich. Weder schreckt das Quartett zurück vor feinster Eingängigkeit, bestes Beispiel der Opener ´The Past Is Dead´, der mich persönlich an die Dänen SEVEN THORNS erinnert. Da diese hierzulande eher unbekannt sind, dürfte sich das tatsächlich um einen Zufall handeln. Der Titelsong ist ebenfalls, wie schon erwähnt, ein wahrhaftiger Ohrwurm.

Auf der anderen Seite zeigen die Jungs um Sänger Andreas von Lipinski einen unheimlichen Drang zu Epik und Dramatik. Hier das Paradebeispiel, das elfminütige Epos ´Hangmen Also Die´. Nicht nur hier, aber bei ´Jerusalem Syndrome´ besonders, erinnert mich Andreas an den Tyrant Harry Conklin persönlich.

Zum Abschluss des Vernügens haben die Herrschaften mit ´Hasta La Muerte´ noch einen ruppigen Thrash-Brecher eingezimmert. ICED EARTH haben schon lang nicht mehr geschafft, so eine Songgranate zu schmieden.

Mit ihrem Mix aus BLIND GUARDIAN mit besserem Sound und stringenteren Songs, JAG PANZER und ICED EARTH sollten sie, da bin ich mir sicher, bei vielen Fans traditioneller Klänge mehr als ein offenes Ohr finden. Und ich würde mich auch nicht wundern, wenn aus einem Projekt eine echte Band würde, so richtig, mit Proben und Konzerten.

Das Jahr 2020 hat noch nicht einmal so richtig begonnen, schon steht ein erster veritabler (das Wort musste einfach noch sein) Höhepunkt an. Fakt ist, 9 dicke, aber nicht überladene Punkte sind von meiner Seite fällig.

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