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DOMMENGANG – No Keys

~ 2019 (Thrill Jockey) – Stil: Blues/Stoner/Psychedelic Rock ~


Das inzwischen in Los Angeles beheimatete Power-Trio DOMMENGANG hatte sich auf seinen ersten beiden Alben noch eindeutig auf Blues Rock und Psychedelia aus den 70er Jahren konzentriert. Ihr Debüt inhalierte noch mächtig an CANNED HEAT und frühen ZZ TOP, eingewickelt in den freiförmigen Spiral-Space Rock von HAWKWIND. ´Love Jail´ von 2018 hingegen war strukturell etwas straffer, durchtränkt von sauren Blues-Grooves im Stile von EARTHLESS oder SAMSARA BLUES EXPERIMENT. Während DOMMENGANG damals noch reichlich aus dem Tiefgang von Hard Rock und Psychedelia schöpften, ermöglichte ihr Umzug von Brooklyn nach L.A. offenbar erst das wahre Wachstum ihres Songwritings und die Entwicklung eines eigenen, dynamischen Sounds.

´No Keys´ knackt nun endlich den Code und verlässt sich auf wenige bis gar keine Gimmicks. Mit nahezu schnörkellosem Rock’n’Roll, live im Studio mit nur minimalen Overdubs aufgenommen, betonen die Wahl-Kalifornier einen Sound, der den Doom von BLACK SABBATH mit der Blues-Rock-Rohheit der BLACK KEYS verbindet. Satte Gitarren vorne und hinten, im Einklang mit ihrer angeborenen, diesmal jedoch weit zurückhaltenderen Anspielung auf halluzinogene Soundwelten. Kaskadierende Riffs. Kreischende Lead-Fills. Hypnotische, bleierne Basslinien. Das Album-Cover passt ebenfalls ganz hervorragend – eine Cowboyhut-Gestalt, deren Gesichtszüge, entgegen dem hellen Wolkenhimmel dahinter, nicht zu sehen sind. Die Musik ist düster und mysteriös, aber auch unverkennbar cool und zupackend!

Viele Künstler arbeiten die von ihnen lieb gewonnene, musikalische Historie ja lediglich exzessiv auf und verwandeln treue Hommagen in nichts weiter als abgeleiteten Brei. Nicht so DOMMENGANG! Sie sind keineswegs einfach nur in einem Jahrzehnt stecken geblieben, sondern arbeiten die rifflastige Blues-Rock-Vorlage klar zu ihrem Vorteil aus und schaffen ein beeindruckendes Klangwerk an voluminösem Hard Rock.

So viel versprechend wie die ersten beiden Alben auch gewesen sein mögen, steht ´No Keys´ mit seinen dunklen, wirbelnden Emotionen, dem vielschichtigen Sound und dem pfiffigen Songwriting in seiner Ausführung eindeutig über ihnen. Ein muskulöses, musikalisches Workout, das so richtig schön hittet!

(8 Punkte)