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DEELER – In Distant Mirrors

~ 1989/1993 – 2019 (Arkeyn Steel Records) – Stil: Prog / Power Metal ~


1986 fiel der Startschuss für DEELER aus St. Louis, Missouri. Im Laufe des Jahres 1987 konnten sie sogar bereits auf ein eigenes Repertoire blicken. Aber nicht nur die „Pay-to-Play“-Mentalität der Clubs machte der Band in jenen Tagen das Leben schwer. Schicksalsschläge kamen hinzu. Ihr Drummer starb mit seiner Freundin bei einem Autounfall. Daran zerbrach die Gruppe vorübergehend, so dass DEELER erst einmal nur als Zwei-Mann-Gruppe, acht Monate später als Trio immer noch aktiv waren. Bevor diese Besetzung zerfiel, nahmen sie noch Songs auf, die als Tape – mit 700 Exemplaren – in den Umlauf gingen.

1990 gelang DEELER als Trio erneut ein neuer Anfang. Sie konnten im darauffolgenden Jahr obendrein endlich wieder Club-Shows spielen. Das Jahr 1992 gönnte ihnen einen zweiten Gitarristen und einen neuen Schlagzeuger. Bei einer der vielen Bandwettbewerbe gewannen sie Studiozeit, die sie für die Aufnahmen eines weiteren Tapes nutzten. ´Awakening In Me´ erschien 1993 in einer 600er Auflage. Doch vor der Release-Show kündigte ihr Drummer bereits seinen Abgang an, die Show wurde dennoch ihre größte bis zu diesem Tag – und die letzte für 24 Jahre.

DEELER waren tot. Jeder wollte nur noch wie NIRVANA oder die RED HOT CHILI PEPPERS spielen, meint zumindest Mastermind Joe Weir im Rückblick. Denn erst im Jahre 2017 fanden sich DEELER auf einer Chuck Berry-Bühne, einen Tag vor Chuck Berrys Beerdigung, in St. Louis‘ Blueberry Hill ein, um als Quartett nochmals DEELER darzustellen und die alten Songs zu performen.

 

 

Auf einer Doppel-CD veröffentlichen „Arkeyn Steel Records“ aktuell das Schaffen von DEELER. Das zweite Demo ´Awakening In Me´ eröffnet den ersten Silberling, gefolgt von alternativen und Scratch-Mixen weiterer Lieder. Der zweite Silberling enthält das erste, selbstbetitelte Demo-Tape, zwei weitere Demo-Aufnahmen sowie vier Songs in ihrer Live-Version. Die sehr unterschiedlich konzipierten Kompositionen zehren von einem mächtigen Ideenreichtum, vergleichbar mit dem Frühwerk von HEIR APPARENT, ohne selbstredend an deren Qualitäten anknüpfen zu können. Das Remastering konnte den Demo-Kassetten-Aufnahmen im Nachhinein natürlich ebenfalls keine Major-Studio-Produktion überstülpen.

Ertönen die Kompositionen im Stil des US Power Metal bleiben DEELER im Einzelfall sogar in Reichweite zu MYSTIC FORCE. Die leichten und getragenen Abschnitte spielen eher Anhängern von MERCURY RISING oder einmal denen von VAUXDVIHL in die Hände. Es gibt dabei über die volle Distanz der Silberlinge sehr viel zu entdecken. Das musikalische Gespür und die songwriterische Gabe von Mastermind Joe Weir ist aus jeder Pore zu erkennen. Es ist dementsprechend eine Schande, dass er nicht in späteren Zeiten die Chance erhielt, mit einem festen Stamm an Mitmusikern ein echtes Studiowerk aufzunehmen. So ist nur zu erahnen, dass er zu weitaus mehr und zu Größerem fähig gewesen wäre.

(7,5 Punkte)