Livehaftig

ELECTRIC MARY

~ 27.11.2019, Nachtleben, Frankfurt ~


Anfang des Jahres haben die australischen Rocker ELECTRIC MARY mit `Mother` ein exzellentes dreckiges Hard Rock-Album mit Aussie-Flair veröffentlicht. Auf ihrem sechsten Album sind sie keinen Millimeter von ihrem dreckigen, kraftvollen Hard Rock-Sound abgewichen und haben dennoch ein paar coole, eingängige Stücke verewigt. Knapp zehn Monate später sind die Australier auf Europatour, um genau jenes Album zu promoten.

Die deutsche Vorband hat an diesem Abend im Frankfurter Nachtleben überraschend abgesagt, so dass die Australier sich ohne Opener gegen 21.30 Uhr auf die Bühne begeben und gleich wuchtig loslegen. Die Herren um Sänger Rusty Brown wissen ihre Instrumente zu spielen, das merkt man vom ersten Ton an. Hier wird nichts Halbes geliefert, hier wir die volle Dröhnung in einem äußerst transparenten Sound geliefert. Die Band besteht aus Rampensäuen, die jeden Ton ihres Sounds leben. Allen voran Basser Alex Raunjak, der neben Sänger Rusty der bewegungsfreudigste an diesem Abend ist. Rusty hat die perfekte Drecksau-Stimme für diesen ungeschliffenen, rohen Sound und zeigt auch in seiner Gesamtperformance, dass ihm der Sound bis unter die Haut geht.

Gerade die schnellen, harten Nummern hauen einen fett weg. Dazwischen: gediegene Songs und immer mal wieder Freiraum für ausschweifende Instrumentalpassagen, die einzelne Stücke in Langversionen verwandeln. Schon mit der zweiten Nummer `Gimme Love` vom aktuellen Release `Mother` hat man die Anwesenden überrumpelt. Was für eine Leidenschaft, was für eine massive Nummer mit Ohrwurmpotential.

Die Band kann auf einen recht großen Backkatalog inkl. diverser MLP und EP zurückgreifen, so bleiben einige Favoriten leider außen vor. Aber man liefert einen recht ansprechenden Überblick über das bisher veröffentlichte. `One Foot In The Grave` vom 2009er Album `Down To The Bone` ist ebenso ein Highlight wie der abschließende Longtrack `MbF` vom 2012er Album `From The Vault`. Die Gitarrenwand ist voluminös, fett, die Gitarrensolos nicht zwingend, aber irgendwie beeindruckend. Dass sich ab und an ein AC/DC-Riff einschleicht, ist ebenso cool, wie Bulldozer-ähnliche Passagen, die einen praktisch umfegen.

Die Australier freuen sich über die Reaktionen und die gute Stimmung und Rusty kommt der Spruch „Verdammt und das an einem Mittwochabend in Frankfurt“ mehrmals über die Lippen. Das gefällt einem älteren Fan so gut, dass er gleichmal ein paar „Kurze“ an der Bar abholt und diese der Band auf der Bühne überreicht.

Der 90-Minuten Auftritt, den ELECTRIC MARY hier geliefert haben, war intensiv und hat gezeigt, dass Bands, die sich zwar auf die Roots des Rock beziehen, nicht langweilig klingen müssen, sondern mit der richtigen Einstellung einem mächtig den Arsch versohlen können.

Sorry, für die schäbigen Fotos, aber die miesen Lichtverhältnisse im Nachtleben sind zum größten Teil dafür mitverantwortlich…