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NILE – Vile Nilotic Rites

~ 2019 (Nuclear Blast) – Stil: Technical Death Metal ~


Vor etwas mehr als 20 Jahren brachen diese Giganten des Technical Death Metal zum ersten Mal auf uns ein und erschütterten die Grundlagen des Genres mit einer einzigartigen Mischung aus Brutalität und ägyptisch beeinflusstem Instrumentarium. Im Laufe der Zeit haben die vier aus Greenville, South Carolina, stammenden Todesblei-Virtuosen zunehmend an Stärke gewonnen und einen beeindruckenden Backkatalog aufgebaut, der durch ehrgeiziges und expansives Songwriting, hypnotisierende Technik und eine fast konkurrenzlose Härte gekennzeichnet ist.

Mittlerweile sind fast vier Jahre seit ´What Should Not Be Unearthed´ vergangen, und es ist die mit Abstand längste Zeitspanne zwischen zwei Studioalben in ihrer Karriere.  Ein paar Besetzungswechsel hatten in den vergangenen Jahren ja eine leichte Abkehr von ihrem ursprünglichen Sound erkennen lassen, und ich muss zugeben, dass mich die letzen beiden Alben eher kalt ließen. ´Vile Nilotic Rites´ ist jedoch eine eindeutige Rückkehr zu alter Form.

Diese schiere Komplexität, kombiniert mit mächtigen Grooves und einer Wildheit, die ihresgleichen sucht, findet sich im Death Metal Genre heutzutage leider nur noch selten. ´Long Shadows Of Dread´ ist als Opener dann auch eine sichere Wahl. Eine ausschweifende, hochkomplexe Kakophonie aus unerbittlichen Riffs, donnernder Percussion und mannigfachen Tempowechseln – eine wahre Meisterleistung gleich zum Einstand! Das folgende und wundervoll betitelte ´Oxford Handbook Of Savage Genocidal Warfare´ hinterlässt bereits nach drei Minuten dermaßen tiefe Spuren von verbrannter Erde, was andere Bands selbst in sechs Minuten nicht hinbekommen. Die prägnante Wildheit von ´Amongst The Catacombs Of Nephren-Ka´ kehrt hier ohne Zweifel jedenfalls wieder zurück.

Bei ´Seven Horns Of War´ und ´The Imperishable Stars Are Sickened´ hingegen tickt die Uhr für rund acht bzw. neun Minuten, und die Songs durchlaufen dramatische, nichtlineare Pfade, die sich zwischen langsam-erdrückenden Doom-Passagen und gnadenlosen Geschwindigkeitsschüben abwechseln. ´Where Is The Wrathful Sky´ hat zwar nicht ganz den Umfang der längsten Tracks, ist jedoch ein präzises Stück Handwerkskunst und eine kongruente Integration von akustischen Mustern im ägyptischen Stil.

Wie schon seit langem ist auch die Produktion bei NILE nahezu einwandfrei. Die Gitarren sind fett, enthalten jedoch auch eine Klarheit, die jeder einzelnen Note eine enorme Kraft verleiht. Das beeindruckende Drumming von George Kollias ist wie ein fortwährend zuschlagender Rammbock und verleiht den explosiven Songs erst die zerstörerische Note. Auf ´Vile Nilotic Rites´ hat der Sound von NILE ohne Wenn und Aber eine neue Dynamik bekommen. Ein abgerundetes und in meisterlicher Qualität veredeltes Genre-Stück. Der Nil fließt auch heute noch voluminös – und in unbändiger Stärke!

(8 Punkte)