~ 2019 (Relapse Records) – Stil: Noise, Ambient, Trip-Hop ~
Kevin Martin (THE BUG und KING MIDAS SOUND) und Justin Broadrick (GODFLESH und JESU). Die Meister des musikalischen Grenzgangs kommen diesmal für das Debütalbum ihres ZONAL-Projekts zusammen – mit Moor Mother, einer mit sanfter Stimme gesegneten Sängerin, die eigentlich Camae Ayewa heißt.
Martin und Broadrick: Ihr Einfluss weit über den kleinen Metal-Kosmos hinaus zementiert sich in zerrissenen Basslautsprechern und zerbrochenen Psychen. Martin und Broadrick würden ihre idiosynkratischen Reisen mit einer Vielzahl von neuen Projekten fortsetzen, eben typische Eskapisten der Kunst, aber für ´Wrecked´ bleiben sie gemeinsam am Ball. Mit ZONAL. Vor einigen Jahren durch Live-Auftritte geboren, immer wieder zum Leben erweckt – und jetzt auf Platte. Anspruch und Ehrgeiz verpflichten. Die beiden Herren wollten nichts unversucht lassen, haben bewusst die Talente von Moor Mother eingebunden. Sie passt, trotz Engelskehlchen, perfekt zu den industriell-sphärischen Experimenten von Broadrick und Martin. Braucht die Welt aber wirklich eine weitere Kollaboration der elektronischen Stile?
Ja. Weil’s hier so schön ist. Ayewas politische Poesien verleihen den Klang-Skulpturen, die nicht selten an einen grimmigen TRICKY in den 1990ern erinnern, wohlige Schauer. Die Musik mag verzerrende Momente haben und dir in die Eingeweide schlagen – aber dann stehen Ayewas warm gehauchte Gesangslinien im Mittelpunkt, harte Worte oft, übrigens. Aber warm gesungen. Ayewa hat dabei keine Angst, ihren Texten die Hässlichkeit des Lebens einzuverleiben. Für die beiden Herren ein gefundenes Fressen, harsche Beats, Loops und Samples dazuzugeben.
Stichwort: Musik. Die Instrumentals auf ´Wrecked´ sind so schön wie trist in ihren dunklen Momenten. Es sind Lieder, um die Zähne zusammenzubeißen und mit hochgehaltenem Kopf dem Leben zu begegnen. Der Dubstep von ´Black Hole Orbit´ erinnert beispielsweise daran, was für ein explosives und spannendes Genre das Elektronische sein kann – wenn sich diese Musik in den Händen von zwei Meistern befindet, die keine Fehler machen. ´Wrecked´ ist nichts als mustergültig. Ein Album zum Zuhören. Kein Nebenbei.
(8 Punkte)
(VÖ: 25.10.19)
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