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STEVE HACKETT – GENESIS REVISITED BAND & ORCHESTRA – Live At The Royal Festival Hall

~ 2019 (Inside Out) – Stil: Prog Rock ~


Mein Verhältnis zu GENESIS war nicht immer ein Gutes. Au Contraire, ich erinnere mich an meine erste Begegnung mit ihnen, das unsägliche ´I Can’t Dance´. Nicht nur, dass ich Phil Collins damals nicht, also gar nicht, leiden konnte, diese furchtbar belanglose Popnummer hat mich erst einmal von weiteren Versuchen abgehalten, mit GENESIS eine innigere Beziehung einzugehen. Und der Name STEVE HACKETT war mir völlig fremd.

Es dauerte bis etwa 2007, da kam Kollege Zufall ins Spiel. Zu der Zeit habe ich hin und wieder bei Konzerten Flyer verteilt. So konnte ich das ein oder andere Highlight erleben. Darunter waren, im Manheimer Rosengarten, THE MUSICAL BOX. Das hat meinen Blick auf GENESIS, und hier ihre frühe Phase, vollkommen gewandelt. Diese vollkommenen, fragilen, großartigen, mächtigen Songs, ´Foxtrot´ oder ´Selling England By The Pound´gehören seitdem (und tatsächlich immer noch) zu meinen besonderen Lieblingen. Und ganz nebenbei hat Mr. Collins wenigstens als Drummer meinen vollsten Respekt erworben. Mit dem Sänger tue ich mich allerdings noch immer etwas schwerer.

Dass man zur Geschichte von GENESIS und deren Protagonisten eher nichts sagen muß, sei festgestellt. Deshalb der schnelle Schwenk zu STEVE HACKETTs neuem Werk, ein Livemitschnitt unter Mitwirkung des 42-köpfigen Heart of England Philharmonic Orchestra auf zwei CDs und/oder Blu-Ray. Konzertmitschnitte anzusehen ist keine meiner Leidenschaften, ich beschränke mich auf die rein akustische Fassung.

Eine gewisse Skepsis war zuerst vorhanden. Kann das gut gehen, diese feingliedrigen, zarten Kompositionen mit Orchestrierung? Oder wird alles mit einer dicken Sauce von Streichern bedeckt?

Hier erst mal Entwarnung, in die Büx geht alles erst schon einmal nicht. Eine Entdeckungen waren für mich schon mal drin, zum Beispiel ´The Steppes´, von HACKETTs 1980er Soloalbum ´Defector´,  oder das wunderschöne ´Afterglow´, welches erstmals auf ´Wind & Wuthering´ zu hören war. Bei vielen Tracks wurde sparsam genug orchestriert, dass Veränderungen fast schon marginal erscheinen, gerade  ´Supper’s Ready´ oder ´The Musical Box´, welche sowieso Höhepunkte der GENESIS-Diskographie sind, sind nicht Gefahr gelaufen, von Schmalz erschlagen zu werden.

Aber so richtig, richtig Wirkung haben die Fassungen von ´Firth Of Fifth´ und ´Dancing With The Moonlit Knight´. Schon das Intro zu ersterem, eigentlich tausendmal gehört, verursacht eine mächtige Gänsehaut von hier bis zum Firth of Forth. Und der Instrumentalteil ist einfach umwerfend. Und auch der zweitgenannte Song weckt das Bedürfnis, gleich wieder zurück zu skippen. Dabei sind das Stücke, die fast jedem qualitätsbewußten Rockfan bekannt sind. Oder sein sollten. Und sind sie es nicht, hier ist eine gute Gelegenheit, sich bekannt zu machen.