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WOLVES LIKE US – Brittle Bones

~ 2019 (Pelagic Records) – Stil: Post Hardcore ~


Das erste Album des norwegischen Quartetts seit fünf Jahren. Ganz ohne Fanfaren und Brimborium. Kein Wunder, das Leben war hart zu den Jungs: Krankheiten, Scheidungen – ernste Themen, die das neue Album ´Brittle Bones´ zutiefst prägten und zu einem Wechselbad der Gefühle machen. So sind die Eröffnungs-Tracks ´Stand Up To Get Down´ und ´Stay Cold´ Emo im Sinne der Dischord-Schule um GRAY MATTER und DAG NASTY – gekreuzt mit rockigen HELMET. Insgesamt herrscht bei den zehn Tracks auf ´Brittle Bones´ bei aller Melodieverliebtheit, eine kantig-sludgige Grundstimmung, die auch den düsteren, aber lebenstrotzigen Texten den richtigen Rahmen gibt. Klare Kontrastpunkte setzt, wie bereits auf den Vorgängern ´Late Love´ (2011) und ´Black Soul Choir´ (2014), Lars Kristensens warme Stimme.

Riffs, Stimme – Groove. Zu den WOLVES LIKE US gehört traditionell eine tighte Rhythmusgruppe. Ihr starkes Fundament ermöglicht den beiden Gitarren, die Songs mit stampfenden Akkorden anzutreiben – und bei Bedarf einfach eine zerbrechliche Lead-Linie darüber zu zeichnen. Es ist die Verwendung von divergierenden Stilen, die ´Brittle Bones´ zu einem so interessanten, stimmungsvollen Album macht: in der einen Minute spucken WOLVES LIKE US Gift und Galle über massive Riffs, wie bei ´Winter Chains´ – und in der nächsten gibt‘s herzergreifende Melancholie über weiche Gitarrentöne.

WOLVES LIKE US sind Veteranen, die bewusst in ihrer Ecke bleiben. Vor rund zehn Jahren in Norwegens Hauptstadt gegründet, zusammengestellt aus den Überresten der lokalen Punk-/Hardcore-Pioniere JR. EWING und AMULET, standen sie von Beginn an für Gegensätze. Für Biss und Befindlichkeit. Für harte Riffs und zarte Harmonien. „Pelagic Records“ aus Berlin haben sich nun der Truppe angenommen, die keine große Karriere mehr will – sondern im Rahmen ihrer Möglichkeiten und ohne kommerziellen Druck Musik veröffentlicht. Gern mit Hilfe alter Freunde: So wurde ´Brittle Bones´ von KVELERTAK-Gitarrist Bjarte Lund Rolland aufgenommen und von Scott Evans, der bei KOWLOON WALLED CITY spielt, gemischt. Wo so viel Herzblut fließt, lässt sich dem Leid des Lebens besser begegnen.

(7,5 Punkte)


(VÖ: 25.10.19)