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BLUT AUS NORD – Hallucinogen

~ 2019 (Debemur Morti) – Stil: Post Black Metal ~


Die französischen Schwarzmetall-Meister von BLUT AUS NORD fanden bislang ja vor allem durch ihre ´777´-Trilogie große Anerkennung. Ein überaus mutiges Werk, auf dem sie sich fast komplett von ihren tiefschwarzen Wurzeln verabschiedet hatten – der Industrial-Anteil nahm hierauf erheblich zu, und selbst Post-Rock fand unverkennbar seinen Weg in den letzten Teil ´Cosmosophy´ dieses musikalischen Denkmals.

Betrachtet man die sehr umfangreiche Band-Diskografie jedenfalls mal genauer, so lässt sich eine bemerkenswerte, fast lineare Entwicklung in ihrem Sound erkennen. Anfangs ein in der Basis noch völlig unverfrorener Old-School-BM, der jedoch bereits beachtliche atmosphärische Soundideen, speziell durch den Einsatz von psychedelischen Keyboards, transportierte. Im Laufe der darauffolgenden Jahre kamen dann schließlich noch immer deutlichere Spuren von Avantgarde, Industrial Black Metal und Dark-Ambient-Elementen hinzu. Eine Reise, die sich in der Folge in immer abgedriftetere Klangwelten unaufhaltsam fortsetzte.

Anno 2019 nimmt diese Höllen-Tour-de-Force mit ´Hallucinogen´ nun ein erneutes Mal Fahrt auf und ist ein weiterer, vorwärtsgedachter Schritt in die Welt des psychedelischen Black Metal. Halluzinogen. Transzendental. Ausschweifend. Insgesamt sieben Songs, keiner davon unter sechs Minuten. ´Nomos Nebuleam´ ist ein heftig nach vorne treibender Opener, dessen Rhythmus und Tempo wie eine perfekte Melange aus atmosphärischem Black Metal und rockigeren Sounds harmonieren. Spärlich eingesetzte Vocals. Spacig arrangierte Gitarrenspuren. Die nachfolgenden ´Nebeleste´ und ´Mahagma´ tragen schließlich weitere Nuancen eines atmosphärisch-induzierten Psychotrips voran, und hieven die zweifelsfreie Black Metal-Zerrissenheit der Band nochmals in andere Sphären. Schönheit findet sich in Dissonanz. Subtilität in einer prachtvollen Ästhetik. Überhaupt stehen auf dem gesamten Album klare und chorale Gesänge eindeutig im Vordergrund, was den spannenden Songaufbau zusätzlich fördert.

Mit ´Hallucinogen´ haben BLUT AUS NORD ein weiteres Kunstwerk festgenagelt und einen Produktionswert gefunden, der der Klangverschiebung der Band mehr als nur angemessen ist. Ein sonischer Kosmos voller Fremdartigkeit und Vertrautheit zugleich. Wie von Außerirdischen in einem fieberhaften Rausch geschrieben.

(8 Punkte)